zum Hauptinhalt
331135_0_ec0fb755.jpg

© AFP

Angebliche Beziehungskrise: Ehepaar Sarkozy: Manchmal läuft eben alles schief

Carla Bruni dementiert, was der Geheimdienst bestätigt: Die Sarkozys im Kampf mit sich selbst oder: Wie eine alberne Geschichte plötzlich zu einer Staatsaffäre wird.

Gerüchte, Rache, unglaubwürdige Dementis – manchmal sind es ganz alberne Sachen, die einen Politiker in Schwierigkeiten bringen. Da gibt dann eins das andere. Es wäre Stoff für eine Satire, aber für Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ist es bitterernst. Es ist kaum zu glauben, wie aus einem belanglosen Gerücht über eine angebliche Ehekrise des Präsidenten ausgerechnet durch sein eigenes Tun langsam eine Staatsaffäre wird.

Als Höhepunkt darf ein denkwürdiger Auftritt von Carla Bruni gelten, die am Mittwochabend unangekündigt und völlig überraschend dem Radiosender Europe 1 ein Interview gab. Dabei dementierte sie zuvor erschienene Berichte, nach denen ihr Mann den Inlandsgeheimdienst auf seine ehemalige Ministerin Rachida Dati angesetzt habe, weil er sie als Urheber der Gerüchte über seine Ehe verdächtige. Es sei unvorstellbar, von polizeilichen Ermittlungen zu sprechen, sagte Bruni. Doch nur wenige Stunden nach Brunis Interview widersprach ihr der Chef des französischen Innengeheimdienstes DCRI, Bernard Squarcini. Er betonte, der Dienst habe sehr wohl Nachforschungen angestellt : „Wir sollten die Herkunft der Informationen klären.“

Damit dementierte der Inlandsgeheimdienst direkt das Dementi der Präsidentengattin und bestätigte Zeitungsberichte der Vortage. Ungewöhnlich ist auch, dass die Frau des Präsidenten die Aufgabe übernimmt, staatliche Vorgänge zu dementieren. Sonst hält sich Bruni zu politischen Themen immer zurück und redet lieber über Musik.

Große französische Tageszeitungen, die die Gerüchte über eine Ehekrise vorher ignoriert hatten, druckten Brunis Dementi nun auf den Titelseiten. „FranceSoir“ schrieb: „Carla löscht das Feuer“. Doch genau das Gegenteil könnte der Fall sein, die Affäre scheint eher zu eskalieren. Brunis Einsatz wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Dabei hätte das Ganze eine einfache Klatschgeschichte bleiben können, wenn sich der Elysée-Palast nicht eingeschaltet hätte.

Begonnen hatte die Affäre vor rund einem Monat. Ein Blogger mit dem Namen Miklo 7 hatte über Internet verbreitet, dass Carla Bruni und ihr Mann beide Liebschaften hätten, Bruni mit Sänger Benjamin Biolay, Sarkozy mit Umweltstaatssekretärin Chantal Jouanno. Die Zeitung „Le Journal du Dimanche“, in deren Webauftritt der Blog eingebunden war, löschte den Eintrag schnell, doch ausländische Zeitungen hatten das Gerücht schon übernommen und es ging um die Welt. Da die Zeitung Sarkozys altem Freund Arnaud Lagardère gehört, schien der Blogeintrag für die ausländische Presse seriös zu sein. Und da Carla Bruni in ihren Liedern immer von ihren vielen Liebschaften singt und auch Sarkozy vor seiner Ehe mit Bruni kein Kind von Traurigkeit war, schien das Gerücht für viele glaubwürdig zu sein.

„Es gibt keine Verschwörung, es gibt keine Rache“, sagte Bruni jetzt mit sanfter Stimme im Radio und fügte hinzu: „Ich bin gekommen, damit die Affäre kein Ausmaß annimmt, das ich lächerlich finde. Es stimmt, dass wir Opfer von Gerüchten wurden.“ Aber Gerüchte seien menschlich. Sie betonte zudem, ihr Mann habe nur eine Sorge, das seien Frankreich und die Franzosen in der Krise. Zuletzt konnte man allerdings eher den Eindruck gewinnen, dass im Elysée-Palast die schwache Wirtschaft eigentlich nur noch Nebensache war und der Staatschef vor allem von der Gerüchtejagd und Rachegelüsten angetrieben war.

Brunis Stellungnahme wirkt wie eine Antwort auf ein Interview, das Ex-Justizministerin Rachida Dati wenige Stunden vorher RTL gegeben hatte. So sieht es auch „Le Monde“ und spricht von einer „Minenräumung“, man wolle die Gefahr aus dem Weg schaffen, zuallererst den Konflikt mit Dati. Denn diese empörte sich darüber, dass jemand annehmen könnte, sie sei der Urheber für das Gerücht über eine Ehekrise beim Präsidentenpaar. Es sei „äußerst skandalös“, dass sie für die Gerüchte über Sarkozys Privatleben verantwortlich gemacht werde. Sie drohte sogar mit rechtlichen Schritten. Nun war es pikanterweise Präsidentenberater Pierre Charon, der den Verdacht geäußert hatte, dass Dati in den Skandal verwickelt sei. Erst diese Äußerung legte überhaupt den Verdacht nahe, dass Sarkozy an Dati Rache nehmen wolle. Carla Bruni sagte jetzt: „Sie ist weiterhin unsere Freundin.“ Vorher hatten Medien schon berichtet, dass Dati, die vor drei Jahren als erste Ministerin aus einer Einwandererfamilie in die Regierung gekommen war, bei Sarkozy in Ungnade gefallen sei. Er hatte sie gefeuert, ihr aber bisherige Privilegien aus ihrer Zeit als Justizministerin wie eine Dienstlimousine weiterhin gewährt. Nach den Gerüchten über die Ehekrise entzog Sarkozy ihr diese Privilegien, was die These stützte, dass er an ihr Rache nehmen wolle, weil er sie verdächtigte.

Versucht Carla Bruni zu retten, was zu retten ist? Das Image des Präsidenten ist ohnehin schon heftig angekratzt, seine Beliebtheit laut Umfragen auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Dazu kam kürzlich die Schlappe der Regierungspartei UMP bei den Regionalwahlen. Sarkozy dürfte deshalb Interesse daran haben, nicht auch noch als rachsüchtig dargestellt zu werden.

Aber warum setzt er dann seinen Apparat in Bewegung? Gleich mehrere offizielle Stellen hatten von einer Verschwörung gesprochen. Um zurückzurudern distanzierte sich jetzt Carla Bruni von Präsidentenberater Pierre Charon, der nicht nur den Verdacht gegen Dati geäußert, sondern auch von einer juristischen Untersuchung gesprochen hatte. Auch Sarkozys Anwalt Thierry Herzog sagte, es sei sicherlich kein Zufall, die Gerüchte hätten den Charakter einer Intrige mit dem Ziel, den Staatschef und seine Frau zu erschüttern. Und der Generalsekretär des Präsidialamtes, Claude Gueant, ließ verlauten, dass Sarkozy Dati nicht mehr sehen wolle.

Wenn die jetzigen Dementis auf das alles falsch sind, muss dann nicht irgendetwas richtig sein? Es bleibt die Frage, von wem der 23-jährige Blogger „Miklo7“ das Gerücht hatte. Sarkozy wüsste gerne die Antwort. Eine ganz einfache Erklärung für das Ganze hat François Goulard, Abgeordneter von Sarkozys Regierungspartei UMP: „Sie sind verrückt geworden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false