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Panorama: Angeklagter im Karolina-Prozess räumt Misshandlungen ein

Im Prozess um den qualvollen Tod der dreijährigen Karolina aus Weißenhorn in Bayern hat der mutmaßliche Mörder grausame Misshandlungen zugegeben. Der Mann blieb jedoch bei seiner Beschuldigung, dass sich auch Karolinas Mutter an den Misshandlungen beteiligte.

Memmingen (16.03.2005, 14:36 Uhr) - Er habe das Geschrei des Mädchens nicht ertragen können, sagte der 31 Jahre alte ehemalige Lebensgefährte von Karolinas Mutter am Mittwoch vor dem Landgericht Memmingen. Er habe das Kind geschlagen, gestoßen und dessen Haut mit erhitzten Flaschen verbrannt, aber die Kleine nicht töten wollen. «Ich wollte niemals, dass dieses Kind stirbt», sagte er.

Der 31 Jahre alte Türke und die aus Polen stammende Mutter des Mädchens müssen sich seit Dienstag wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes verantworten. Karolina war in Weißenhorn vor ihrem Tod Anfang 2004 tagelang gequält worden. Das Geschrei des Kindes habe ihn aggressiv gemacht, sagte der damals hochgradig drogenabhängige Mann. «Das war bei mir der Auslöser.»

Der 26 Jahre alten Mutter wirft die Staatsanwaltschaft vor, nichts zur Rettung ihrer Tochter unternommen zu haben. Die nackt in ein Leinentuch gewickelte Karolina war am 5. Januar bewusstlos auf einer Toilette des Weißenhorner Krankenhauses gefunden worden und kurz darauf gestorben.

Am ersten Prozesstag hatte der 31-Jährige lediglich einige Ohrfeigen eingeräumt und Karolinas Mutter beschuldigt, das Kind gequält und geschlagen zu haben. Der Staatsanwalt hatte den Mann daraufhin aufgefordert, dem Gericht nicht so einen «Käs» aufzutischen. Das Kind habe mal «einen Schlag bekommen» und sei dabei an die Wand gekommen, sagte der 31-Jährige daraufhin am Mittwoch. Er habe das Kind auch mal an den Haaren gepackt. «Da ist mir was in der Hand geblieben», räumte er den Vorwurf ein, der Dreijährigen büschelweise Haare ausgerissen zu haben. Und auf Nachfrage des Staatsanwalts, ob er Karolina mit einem erhitzten Flaschenverschluss Brandwunden zugefügt habe, erklärte der 31-Jährige: «Das ist vorgekommen.»

Der Mann blieb bei seiner Beschuldigung, dass sich auch Karolinas Mutter an den Misshandlungen beteiligte. Sie habe sich illegal in Deutschland aufgehalten und sich deshalb gescheut, das schwer verletzte, röchelnde und zuletzt bewusstlose Kind zu einem Arzt zu bringen. Von ihr habe die Idee gestammt, den leblosen Körper in einer Sporttasche zu verstecken und im Krankenhaus heimlich abzulegen. Das Paar war wenige Tage später auf der Flucht durch Italien festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert worden. Das Urteil wird am nächsten Montag erwartet. (tso) ()

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