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Panorama: Arbeitslose werden öfter krank

Studie: Leute ohne Job leiden häufig an Diabetes

Berlin - Volkskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck sind in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich verbreitet. In Ostdeutschland werden im Durchschnitt mehr Medikamente gegen diese Krankheiten verordnet, ergibt eine Untersuchung im Auftrag des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). Für VFA- Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer steht fest: „Arbeitslosigkeit macht krank.“

Die Ergebnisse der regionalen Analyse zeigt, dass die Werte in den einzelnen Bundesländern stark voneinander abweichen. Insgesamt stieg der Arzneimittel-Umsatz pro Kassenpatient 2007 im Vergleich zum Vorjahr bundesweit um 6,4 Prozent auf 401 Euro. Die Spanne reicht von 473 Euro in Mecklenburg-Vorpommern bis 369 Euro in Bayern. Bei Blutfettsenkern, die auch zur Behandlung von Übergewicht eingesetzt werden, ergab sich – gerechnet in durchschnittlichen Tagesdosen – ein Verbrauchsanstieg von 18 Prozent pro Kassenpatient. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg lagen hier an der Spitze, Niedersachsen und Hessen bildeten die Schlusslichter.

Bei der Behandlung von Alterszucker (Typ-2-Diabetes) legten die Umsätze durchschnittlich um sechs Prozent auf 22,50 Euro pro Kassenpatient und Jahr zu. Die höchsten Ausgaben wurden für Mecklenburg-Vorpommern mit 36,50 Euro, der niedrigste Pro-Kopf-Umsatz mit 17,80 Euro in Schleswig-Holstein ermittelt. Arzneimittel gegen Herzkrankheiten (Anithypertonika) wurden ebenfalls am häufigsten in Mecklenburg-Vorpommern verschrieben: Der Verbrauch – gerechnet in Tagesdosen – nahm dort binnen eines Jahres um 8,9 Prozent zu, am geringsten stieg er in Hamburg mit einem Plus von 7,5 Prozent. Die Wissenschaftler fanden vor allem bei übergewichtigen Patienten und ihrem erhöhten Verbrauch an Blutfettsenkern einen Zusammenhang mit Erwerbslosigkeit. Die Einflussgröße Arbeitslosenquote müsse als Indikator für gesundheitliche Risikokonstellationen gesehen werden, heißt es in der Studie. Für VFA-Managerin Yzer liegt daher nahe: Gerade in strukturschwächeren Regionen komme dem Abbau der Arbeitslosigkeit hohe politische Bedeutung zu.

Dass Menschen mit niedrigem Einkommen, geringerem Bildungsniveau und Berufsstatus häufiger in ihrer Gesundheit beeinträchtig sind und auch einem höheren Sterberisiko unterliegen, zeigen mehrere Studien für Deutschland. Besonders gravierend ist das für Menschen, die dauerhaft aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden – wie Langzeitarbeitslose. So kommt etwa die Sozialpädagogin Anne Kathrin Stich in einer Arbeit für die TU Berlin zum Ergebnis, dass es einen Teufelskreis gibt. „Zum einen sind Menschen, die kränker sind, eher von Arbeitslosigkeit bedroht als Gesunde. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass Arbeitslosigkeit Krankheit bedingt“, sagt sie. Wer arbeitslos ist, ist eher gefährdet, einen ungesunden Lebensstil zu pflegen – mit Zigaretten, zu viel Alkohol und zu wenig Bewegung. Außerdem hat die Ernährungswissenschaftlerin Ines Heindl festgestellt, dass Personen mit geringem Einkommen und niedriger Bildung im Durchschnitt häufiger zu fett und vor allem zu viel essen – und übergewichtig werden. (mit dpa)

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