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Layla

© dpa

Artensterben: Berliner Nashornbaby lebt in Budapest

Layla gedeiht im Zoo von Budapest prächtig. Es ist das weltweit erste Nashornbaby durch künstliche Besamung.

Das Nashornbaby Layla gedeiht im Zoo von Budapest prächtig. Das weltweit erste nach künstlicher Besamung im Januar zur Welt gekommene Nashornkind hat von seinen 58 Kilo Geburtsgewicht auf gut 280 Kilo zugelegt. Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hatten diesen sensationellen Zuchterfolg ermöglicht - mit völlig neuen medizinischen Techniken. Doch ihre Freude und ihr Stolz sind stark getrübt. Mittlerweile gibt es auf der ganzen Welt nur noch fünf Zuchttiere der nahe mit Layla verwandten Unterart der nördlichen Breitmaulnashörner.

Erst in der Vorwoche musste im tschechischen Dvur Kralove eines der letzten Tiere seiner Unterart wegen eines Tumors eingeschläfert werden. In San Diego verlor ein Muttertier nach einer Operation seine Fruchtbarkeit, ein anderes weibliches Tier starb. "Wir haben viele schlaflose Nächte, wir befinden uns unter paradoxem Zeitdruck in einem schlimmer gewordenen Kampf, dieses unermessliche Planetenerbe zu retten", sagte Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut. Aber trotz allem würden die Berliner Forscher nicht aufgeben. "Wir haben massenhaft eingefrorenes Sperma, und wir haben noch einige lebende Tiere, die Evolution hat darin 50 Millionen Jahre investiert."

Berliner Forscher im Kampf gegen Tieraussterben

Seine und die Erwartungen seines Kollegen Robert Hermes gründen sich jetzt besonders auf Layla und ihre Mutter Lulu, die beide künftig zur Erhaltung ihrer gesamten Art beitragen sollen. "Die Hoffnung ist groß, das unser Muttertier wieder trägt". Lulu ist mit der Methode der Berliner Forscher erneut künstlich besamt worden. Beide Tiere zählen zur südlichen Unterart der Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum simum), von deren Population in Südafrika und einigen angrenzenden Ländern laut IZW noch etwa 12.000 Exemplare leben. Unter extremer Ausrottungsgefahr steht jedoch die nördliche Unterart (Ceratotherium simum cottoni). Die Berliner Forscher wollen nun vermehrt Embryonen der nördlichen Art erzeugen und diese zur Vermehrung in die südliche Art einpflanzen - auch in Layla und Lulu. "Wir sind voll überzeugt, dass wir das schaffen können", berichtet Hildebrandt.

"Das Publikum liebt Layla und kommt zahlreich."

Doch die Probleme sind riesig. Den Forschern ist es immerhin gelungen, die Besamung und die Untersuchungen während der 16 Monate Tragezeit dank verbesserter Narkose-Methoden sicherer zu gestalten. Besondere Schwierigkeiten bereitet jedoch der mit 1,5 Metern extrem lange Genitaltrakt von Nashörnern sowie die stark gefaltete Region des Gebärmutterhalses. Zugute kam den Berlinern, dass sie selbst modernste Ultraschall-Untersuchungen erfanden, einführten und in der Praxis anwenden können. Die spezielle Methode, die die Gesundheit der Tiere nicht gefährdet, wurde zum Beispiel auch jahrelang bei Berlins Panda-Bärin Yan Yan angewandt und ersparte der Bärin bis zu deren Tod unnötige Belastungen.

Ein kostbares Ergebnis der Forschung ist leibhaftig im Zoo von Budapest Nashornbaby Layla. "Das Publikum liebt Layla und kommt zahlreich. Das Tier ist hier eine nationale Ikone", sagt Hildebrandt. Anders als der Berliner Eisbär Knut ist Layla von der Mutter akzeptiert worden. "Die anfänglichen Probleme mit ihrem Vater sind auch beigelegt. Zuerst hat er sich wohl gedacht, die kleine Wurst gehört hier nicht her und war aggressiv, jetzt toleriert er aber den Nachwuchs", berichtet Hildebrandt. Bald wird es dem bedeutsamen Trio noch besser gehen, Familie Nashorn zieht um auf eine dann viel größere Savannenanlage im Budapester Zoo.

Hans-Rüdiger Bein[dpa]

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