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Asien: Sonnenfinsternis: Ängstliche strömen in die Tempel

Am Mittwoch ist über Asien die längste Sonnenfinsternis des Jahrhunderts zu beobachten. Die meisten Hindu-Tempel werden nach vedischer Tradition – der alten Hindu-Kultur – geschlossen werden. Der vedischen Astrologie entsprechend ist die Sonnenfinsternis unheilig und bösartig.

Zehn Jahre ist es her, dass in Mitteleuropa die Sonne mitten am Tag verschwand. Am morgigen Mittwoch ist es wieder so weit, dieses Mal aber in Asien. Bereits um 2 Uhr 51 MESZ wird sich der Mond so zwischen Erde und Sonne schieben, dass er seinen Schatten auf das Arabische Meer nahe der Westküste Indiens wirft. Weil es dort um diese Uhrzeit noch dunkel ist, wird das Phänomen aber nicht zu sehen sein.

In den folgenden Stunden wird das Karussell der Himmelskörper dazu führen, dass der Kernschatten des Mondes ostwärts über den indischen Subkontinent wandert. Etwa ab der Stadt Bhopal, wo der Aufgang der Sonne mit ihrer zeitweisen Überdeckung durch den Erdtrabanten zusammentrifft, wird das Spektakel zu beobachten sein. Den Berechnungen der Astronomen zufolge wird die totale Sonnenfinsternis dort rund drei Minuten andauern.

Die meisten Hindu-Tempel werden am Mittwoch nach vedischer Tradition – der alten Hindu-Kultur – geschlossen werden. Der vedischen Astrologie entsprechend ist die Sonnenfinsternis unheilig und bösartig. Rahu und Ketu, die unheiligen Planeten, sind demnach die Ursache für Unglück während der Sonnenfinsternis. Viele Tempel wie der berühmte Tempel Sri Kanakadurga in Vijayawada in Südindien werden deshalb geschlossen. Ausnahme sind die Shiva-Tempel. Shiva ist selbst eine „Layakara“, eine Bezeichnung für Dunkelheit und Finsternis. Viele Shiva-Tempel haben auch eine „Navagraha Kavacha“, einen Schutz, der nachteilige Wirkungen der Sonnenfinsternis neutralisiert und die Anhänger schützt. Deshalb strömen viele Menschen in diese Tempel.

Vor allem schwangere Frauen trauen sich während der Sonnenfinsternis nicht nach draußen, weil sie Angst haben, dass ihr ungeborenes Baby geschädigt wird.

Viel weiter östlich von Indien, in Shanghai, das nahe der zentralen Schattenlinie liegt, wird am Mittwoch die Verdunklung der Sonne bereits fünf Minuten andauern. Am längsten – zumindest vom Festland aus gesehen – währt sie über der japanischen Vulkaninsel Kita Iwo Jima, insgesamt sechs Minuten und 34 Sekunden. Über den Wellen des Pazifiks bei den Koordinaten 24 Grad Nord und 144 Grad Ost dauert sie sogar noch fünf Sekunden länger. Damit wird die totale Sonnenfinsternis die längste des 21. Jahrhunderts sein.

Denn neben dem seltenen Zufall, dass Sonne, Mond und Erde auf einer Linie liegen, gibt es noch einen weiteren Glücksfall: Der Mond erreicht heute auf seiner Umlaufbahn den erdnächsten Punkt in „nur“ 360.000 Kilometer Entfernung, während die Erde vor nicht mal drei Wochen ihren sonnenfernsten Punkt bei rund 152 Millionen Kilometer durchlief. Deshalb ist der scheinbare Durchmesser des Mondes besonders groß und die Sonne verhältnismäßig klein. Von der Erde aus gesehen währt dadurch die totale Bedeckung unseres Zentralgestirns ausgesprochen lange.

Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Schauspiel hinter einer Wolkendecke stattfindet, ist in Indien größer als die Chance auf einen unverstellten Blick. In China und über dem Pazifik stehen die Prognosen wenigstens bei 1:1.

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