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Panorama: Asien unter Wasser

Die Regenzeit fordert mehrere hundert Todesopfer

Zu Tausenden kämpfen Chinas Bauern in diesen Tagen auf den Deichen entlang der Flüsse gegen das Hochwasser. Mehr als 600 Menschen sind bisher in den Sommerfluten ums Leben gekommen. Die Überschwemmungen sind jedoch nur ein Teil der jährlich wiederkehrenden Wetterkatastrophe. Während im Süden die Flüsse über die Ufer treten, ist der Norden von einer Dürre bedroht.

Im gesamten Süden Asiens stieg die Zahl der Toten nach wochenlangen Regengüssen auf 585, wie die Behörden Anfang der Woche mitteilten. Ein Inder wurde von einem Nashorn getötet, das von den Fluten in ein Dorf gespült worden war. Indien meldete bis zum Montag insgesamt 269 Tote, Bangladesh 169, Pakistan 78 und Nepal 69. Zahlreiche Menschen ertranken in Flüssen und Abwassergräben, die über ihre Ufer traten, andere wurden Opfer der daraus folgenden Insektenplage und starben an Malaria. Zudem wurden zahlreiche Brunnen verunreinigt, so dass allein im indischen Unionsstaat Assam über 5000 Menschen erkrankten. 100 mussten nach Angaben der Gesundheitsbehörden ins Krankenhaus eingeliefert werden, fünf starben allein in der vergangenen Woche an Durchfall. Insgesamt sind in Assam, einer der am schwersten betroffenen Regionen, fünf Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen.

Der Pegelstand des Huai-Flusses sei noch immer über „über dem Warnpegel“, meldete am Wochenende die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Der Fluss war in den vergangenen Wochen mehrmals über die Ufer getreten und hatte dabei einen Schaden von 18 Milliarden Yuan (1,9 Milliarden Euro) angerichtet. Zehntausende Menschen entlang der Ufer mussten vorrübergehend ihre Häuser verlassen.

Am Jangtse, Chinas längstem Fluss, waren vergangene Woche 400 000 Soldaten im Einsatz, um die Deiche zu verstärken und Sandsäcke zu stapeln. Nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten sind 140 Millionen Chinesen bisher von den Fluten betroffen. Der wirtschaftliche Gesamtschaden wird auf 40 Milliarden Yuan (4,2 Milliarden Euro) geschätzt. Eine halbe Million Häuser wurden zerstört.

Jedes Jahr, wenn die Sommerregen einsezten, treten in Zentral- und Südchina die Flüsse über die Ufer. „Hong shui“ – „das große Wasser“ nennen die Bauern entlang des Jangtse die jährlich wiederkehrenden Flutwellen. Durchschnittlich 1000 Menschen sind in den vergangenen Jahren in den Fluten ums Leben kommen.

Gleichzeitig leiden seit Mai acht nördliche Provinzen an der größten Wasserknappheit seit Gründung der Volksrepublik 1949. „Der Grund für die Wasserknappheit ist nicht nur das Klima, sondern auch der Zuwachs im Wasserverbrauch“, sagt Professor Hong Shangchi von der Wasserschutzkommission. Im Zuge der Industrialisierung der vergangenen Jahren wurden immer tiefere Brunnen gegraben und so der Grundwasserspiegel gesenkt. Weil der Staat die Wasserpreise künstlich niedrig hält, wird Wasser verschwendet oder durch Industrieabwässer verschmutzt.

Harald Maass[Peking]

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