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Panorama: Auf dem Boden der Tatsachen

Die vielgerühmte Nasa will bald zum Mars – aber vorerst findet sie den Fehler bei der „Discovery“ nicht

Die Ingenieure der Nasa erscheinen derzeit hilflos. Noch immer haben sie nicht die Ursache für die Probleme gefunden, die zum Abbruch des geplanten Starts der Raumfähre „Discovery“ führten. „Das Problem ist eigentlich relativ einfach“, sagt Matthias Spude, Sprecher der EADS (European Aeronautics, Defence and Space Company). Im äußeren Tank, einem nach der „Columbia“-Katastrophe vor zwei Jahren stark veränderten Teil der Raumfähre, funktioniert einer der Sensoren nicht. Der Sensor zeigt wenig Flüssigwasserstoff im Wasserstofftank, obwohl der Tank voll ist. „Das ist genau wie im Auto“, erklärt Sprude. „Man kennt das Gefühl. Man hat gerade voll getankt, aber die Benzinuhr zeigt einen leeren Tank. Im Auto kann man einfach weiterfahren, in einer Raumfähre leider nicht.“ Sobald der Sensor spürt, dass der Tank leer ist, wird der Motor abgeschaltet. Das hätte fatale Folgen für die Astronauten. Warum der Sensor nicht funktioniert, hat die Nasa, die kürzlich angekündigt hat, sie wolle den Mars erobern, noch immer nicht herausgefunden. Solange sie den Fehler nicht erklären kann, wird es keinen Start geben. „Wenn man an die „Columbia“-Katastrophe denkt, ist es nachvollziehbar, dass die Nasa vorsichtig handelt“, sagt Sprude.

Überraschend ist, dass es Schwierigkeiten mit dem Flüssigtreibstoff gibt. In den letzten Jahrzehnten hatte es immer wieder Kritik an den Feststoffraketen gegeben. Die zwei Raketen, die an der Seite der Raumfähre befestigt sind und beim Start helfen, benutzen festen statt flüssigen Treibstoff, weil er den Raketen mehr Schub beim Starten verleiht. Der Nachteil von Feststoffraketen ist aber, dass sie nach der Zündung nicht mehr gestoppt werdenkönnen, da das Triebwerk immer vollständig ausbrennen muss. Schon vor Jahrzehnten bezweifelte der berühmte deutsche Raketenbauer Wernher Freiherr von Braun die Sicherheit einer Feststoffrakete. „Mit diesen Solids ist es wie mit einer Schachtel Streichhölzer. 99 brennen, und das Hundertste bricht ab – zu unsicher für die bemannte Raumfahrt.“ Der schwerste Unfall der US-Raumfahrt – die Explosion der „Challenger“ im Januar 1986 schien ihm Recht zu geben, als eine fehlerhafte Feststoffrakete zu der Katastrophe führte. Die Verwendung von Feststoff ist allerdings heute kein umstrittenes Thema mehr. Er wird sowohl in Europa als auch in Russland und den USA verwendet.

Die Nasa steht unter Zeitdruck, weil die Raumfähre vor dem 31. Juli starten muss, wenn sie wie geplant im Tageslicht starten soll. Das entspringt dem Wunsch, den Start bei Helligkeit mit über 100 Kameras zu filmen. Wenn wieder etwas schief geht, soll der Fehler wenigstens ganz genau von den Kameras dokumentiert werden.

Duncan Heath

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