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Panorama: Auf der Flucht

In Kalifornien bringen sich Hunderttausende vor den Feuern in Sicherheit / Großstadt San Diego bedroht

Die Waldbrände in Kalifornien und ihre Folgen für die Bürger nehmen Ausmaße an, die an das menschliche Leid während des Hurrikans „Katrina“ in New Orleans 2005 erinnern. Weit mehr als 500 000 Menschen wurden von den Behörden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat in sieben Kreisen den Notstand ausgerufen und die Evakuierungen angeordnet. Kalifornien mobilisierte 1500 Nationalgardisten, um die Anordnung durchzusetzen. Feuerwehren aus anderen US-Bundesstaaten wie Arizona und Nevada wurden in Marsch gesetzt, um auszuhelfen. Schwarzenegger sagte bei einer Pressekonferenz im Katastrophengebiet, das Feuer bedrohe rund 68 000 Häuser.

Mehr als 1000 Quadratkilometer stehen mittlerweile in Flammen – und es ist nicht abzusehen, wie und wann die Feuerwehrleute diese Feuersbrunst unter Kontrolle bekommen können. Nach einem extrem trockenen Sommer bietet die Natur fast unbegrenzten Brennstoff, und nach den Vorhersagen werden die starken Winde, die die rund 13 Brandherde anfachen, noch tagelang anhalten.

In der Umgebung der Prominentenviertel der Hollywood- und Popstars in Malibu und den Santa-Monica-Bergen nordwestlich von Los Angeles brannten auch am Dienstag Häuser und Villen. Dort wurden nach lokalen Zeitungsberichten hunderte Häuser Beute der Flammen. Aber auch Vororte des Großraums Los Angeles mit seinen 13 Millionen Einwohnern sind inzwischen durch die Brände im Hinterland bedroht.

Die Aufmerksamkeit der US-Medien verlagert sich jedoch allmählich in den Süden Kaliforniens, in die Umgebung der Großstadt San Diego, wo ebenfalls mehrere hundert Häuser abbrannten. Verzweifelte Anwohner berichten, die Feuerwehr hätte auf Notrufe nicht mehr reagiert, weil sie von der Herausforderung völlig überwältigt sei. Bisher brennt vor allem das bewaldete Hügelland landeinwärts, im Osten der Stadt. Die größte Sorge der Behörden ist, dass die Winde die Feuer an die Küste überspringen lassen, wodurch die Stadt eingeschlossen würde. Viele Highways sind verstopft mit Bürgern, die vor den Bränden fliehen.

Im Qualcomm-Stadion, einer riesigen Sportarena nahe dem Zentrum San Diegos, und auf dem Messegelände Del Mar Fairground am nördlichen Stadtrand wurden Notquartiere eingerichtet. Auch das erinnert an die Bilder aus New Orleans vor zwei Jahren. Dort wurde der Superdome zur Zuflucht für Zehntausende, aber nach einigen Tagen auf beengtem Raum mit versagenden sanitären Anlagen kam es zu Spannungen und Gewalttaten.

Schwarzenegger berichtet, Präsident George W. Bush habe in einem Telefonat Bundeshilfe angeboten. Heimatschutzminister Michael Chertoff flog an die Pazifikküste. Das Pentagon verlegte sechs Löschflugzeuge aus North Carolina und Wyoming nach Kalifornien. Nach dem Hurrikan „Katrina“ war Bush vorgeworfen worden, er habe viel zu spät reagiert und Bundeshilfe geleistet.

„Dies ist ein Notstand, wie wir ihn noch nie erlebt haben“, sagte Ron Roberts, Oberaufseher des Kreises San Diego, der „New York Times“. „Die Geschwindigkeit, mit der sich die Feuer aufgrund der Winde ausbreiten, ist atemberaubend.“ Die Behörden betonen, die Erfahrungen mit Hurrikan „Katrina“ und mit einer vernichtenden Brandkatastrophe in Südkalifornien im Jahr 2003, bei der 24 Menschen starben, seien in frischer Erinnerung. Das habe ein rasches und konsequentes Rettungsprogramm erleichtert. Die Menschen folgten zum Großteil der Evakuierungsanordnung. Die Stadt Ramona, 36 000 Einwohner, im Kreis San Diego wurde nach TV-Berichten komplett geräumt. Der Wildtierpark von San Diego, eine Haupttouristenattraktion, schloss und verlegte seine wilden Tiere in andere Landesteile. In Orange County, dem größten Bezirk der USA, der den Umkreis von Los Angeles abdeckt, wurden die tausend Insassen eines von den Feuern bedrohten Gefängnisses in andere Strafanstalten verlegt.

Auch viele Krankenhäuser sind überlastet durch die große Zahl von Menschen mit Brandverletzungen.

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