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Auktion: 4000 Barbies suchen neuen Besitzer

Kichernde Mädchen neben seriösen Sammlern: Bei Christie's in London kommt die größte Barbie-Sammlung der Welt unter den Hammer. Auch das allererste Barbie-Modell von 1959 ist dabei.

London - Normalerweise schleichen bei Vorbesichtigungen von Christie's in London distinguierte Damen und Herren durch die Räume des altehrwürdigen Auktionshauses. In gediegenem Ambiente begutachten sie Alte Meister und Moderne Kunst, tauschen flüsternd ihre Meinungen aus. Doch diesmal ist alles anders: Neben seriösen Sammlern drängeln sich kichernde Mädchen vor den Vitrinen, in denen vor einer knallrosa Wand ganz besondere Auktionsstücke angeboten werden: 4000 Barbie-Puppen aus fünf Jahrzehnten, die am Dienstag versteigert werden. Gesammelt wurden sie von Marina Kochen und ihrer Mutter. Weil die Mutter schwer erkrankt ist und sie allein nicht weiter sammeln will, hat die Holländerin sich zur Auktion entschlossen: "Es ist schon ein sehr emotionaler Moment", sagt die 49-Jährige und ringt spürbar um Fassung.

Wertvollstes Stück der Ausstellung ist den Experten zufolge das allererste jemals verkaufte Barbie-Modell. Die bleiche Schönheit im schwarzweißen trägerlosen Badeanzug mit passender Sonnenbrille kam 1959 in den USA auf den Markt und soll bei der Versteigerung laut Katalog mindestens 1800 Euro bringen. Besitzerin Kochen rechnet sogar mit bis zu 6000 Euro für die "No. 1 Barbie", deren Alter Insider unter anderem daran erkennen, dass die Puppe auf ganz durchgedrückten, kerzengeraden Beinen steht. "Erst 1965 gab es die erste Barbie mit angewinkelten Bein", weiß Kochen zu berichten.

"Zu klein und zu hart"

Zu diesem Zeitpunkt hatte die knöcherne Schönheit auch schon Europa erobert - und Kochens Mutter Ietje Raebel war ihr verfallen. Sie liebte vor allem die verschiedenen Kleider und Hüte der Puppe - und kaufte mehr oder weniger jedes neue Modell. Kochen konnte damals eher wenig mit Barbie anfangen: "Ich war ungefähr sechs Jahre alt, als meine Mutter die ersten Puppen mit nach Hause brachte. Aber ich konnte mit ihnen nichts anfangen. Ich wollte etwas zum Spielen und zum Schmusen haben, und dazu war Barbie zu klein und zu hart. Da habe ich lieber mit meinen Stofftieren und -Puppen gespielt", berichtet die Holländerin. Erst als Jugendliche sei sie von der Sammelleidenschaft ihrer Mutter infiziert worden.

Im Laufe der Jahre trugen die beiden Frauen insgesamt 4000 Puppen zusammen, es ist die wohl größte Privatsammlung der Welt. Sie deckt fast alle der inzwischen 45 verschiedenen Nationalitäten und rund hundert Karrieren der alterslosen Schönheit ab: Ob Rockstar, Schulmädchen oder Präsidentschaftskandidatin - Barbie war schon alles. Und Barbie ist immer noch ein Hit - jede Sekunde werden laut Herstellerfirma Mattel weltweit drei Puppen verkauft.

"German Barnie" im Dirndl

Die Allerschönste der Schönen ist dabei nach Kochens Meinung die vierzig Jahre alte "Gala-Abend-Barbie" mit glitzernder weißer Robe. "Das ist meine absolute Lieblingspuppe", sagt die Holländerin und hofft, dass die an eine Königin erinnernde Brünette ebenso viel Geld einbringt wie "No. 1 Barbie". Aber auch günstigere Puppen sind im Angebot, unter anderem eine "German Barbie" im Dirndl. Sie stapelt sich mit hunderten anderen nicht ganz so wichtigen Exponaten in einem Nebenraum. Da fast alle Puppen dort noch in ihrem Orginalverkaufskarton stecken, schrickt das ungeübte Auge angesichts des Rosa-Wahns erst einmal zusammen.

Zwei Tage und zwei Nächte haben Kochen und ihr deutscher Lebenspartner gebraucht, um die Barbies und auch Kens zu Hause zu verpacken. Sie haben wirklich alle Puppen nach London gebracht, nicht eine einzige wurde zu Hause behalten. Ursprünglich habe sie mit ihrer Mutter ja ein Museum aufmachen wollen, berichtet Kochen. Dies sei aber an der ausbleibenden Genehmigung von Mattel und auch am fehlenden Startkapital gescheitert. Dann sei ihre Mutter 2002 ernsthaft erkrankt und im vergangenen Jahr in ein Pflegeheim gekommen.

"Allein zu Hause mit den ganzen Puppen bin ich immer trauriger geworden", berichtet die korpulente Holländerin, die auch keine neue Barbie mehr kaufen will. "Ohne meine Mutter hat das Sammeln einfach keinen Spaß mehr gemacht." Nun hofft die 49-Jährige auf einen Auktionserlös von mindestens 150.000 Euro. Noch wichtiger ist ihr aber nach eigenen Angaben, "dass die neuen Besitzer die Puppen genauso pflegen und lieben, wie wir es getan haben". (Von Antje Gemeinhardt, AFP)

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