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Panorama: Aus Neu mach Alt

Möbel im Vintage-Stil kann man leicht selbst gestalten – mit Beize, Kalk und speziellen Lasuren.

Möbel, die neu so aussehen, als hätten sie einige Jahrzehnte in Omas Wohnzimmer gestanden, gibt es derzeit bei fast jedem Händler. „Sie sind deshalb so beliebt, da sie mit ihren Ecken und Kanten, Abnutzungsspuren und einer gewissen Patina der Wohnung eine individuelle Note geben“, sagt Ursula Geismann, Trendanalystin vom Verband der Deutschen Möbel-Industrie in Bad Honnef bei Bonn. Doch warum neu kaufen? Manchem langweiligen Möbelstück zu Hause können Heimwerker künstliche Gebrauchsspuren verpassen und es so zu einem trendigen Hingucker machen. Die Patina auf die Möbel bekommt man durch Beize, Kalk, Lasuren und Krakelierlack.

„Beizen verfärbt das Holz dunkler“, erklärt Michael Pommer, Trainer an der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln. Die typische Holzstruktur bleibe sichtbar, obendrein treten die Jahresringe deutlicher hervor. Das wecke den Anschein einer altersbedingten Verfärbung. Als Beizmittel stehen dem Heimwerker gebrauchsfertige Flüssigprodukte und Pulver zur Verfügung, erklärt Hans-Jürgen Reinbold, Ratgeberautor für die Stiftung Warentest in Berlin. Beizpulver werde in heißem Wasser aufgelöst und sei sofort nach dem Erkalten einsetzbar. Die Lösung dürfe nicht in metallische Gefäße kommen, weil der Kontakt mit dem Metall die Farbwirkung der Beize beeinflusse. Besser seien Behältnisse aus Kunststoff oder Keramik. Auch der Pinsel sollte keine Metallzwingen haben.

Der Wirkstoff muss ungehindert ins Holz eindringen können. Deshalb müsse die Oberfläche unbehandelt und fettfrei sein, sagt Hans-Jürgen Reinbold. Auf Weichholzmöbeln, die mit Lauge behandelt wurden, können sich Flecken bilden, wenn sich noch Farbreste im Holz befinden und es die Beize daher unregelmäßig aufsaugt. „Die Beize trägt man mit einem Pinsel oder einer Bürste auf“, sagt Pommer. Überschüssige Flüssigkeit nehme anschließend ein Schwamm auf.

Beim Trocknen der Beize richten sich kleine Holzfasern auf. Der Heimwerker müsse die Oberfläche daher mit feinem Schleifpapier oder Vlies wieder glätten, erläutert Ratgeberautor Reinbold. Beize bildet keine Schutzschicht auf dem Holz. Für einen dauerhaften Schutz müsse die Fläche beispielsweise mit einem Klarlack versiegelt werden.

Um auf dem Möbel Reste eines alten Anstrichs vorzutäuschen, werden die Poren des Holzes mit einem Kalkbrei gefüllt. „Füllpaste auf Wachsbasis gibt es gebrauchsfertig zu kaufen“, sagt Pommer. Beliebt seien weiße und pastellige Töne. Kalken dürfe man nur Massivhölzer, keine furnierten Hölzer. Zunächst muss der Heimwerker die Poren der Holzoberfläche öffnen. Diese bearbeitet er dafür mit einer Messingdrahtbürste kräftig und gleichmäßig, erläutert Pommer. Die Füllmasse reibt er dann mit einem groben Leinentuch quer zur Faserung in die Poren. Ist die Masse getrocknet, wird die nun gekalkte Fläche blank gerieben. Ein extra Oberflächenschutz sei nicht nötig, das Wachs in der Paste schütze ausreichend.

Einen ähnlichen Effekt ergeben weiße Innenraumfarbe und darüber eine dunkle Dünnschichtlasur auf dem Möbel, sagt Ludger Küper, Direktor des Paint-Quality-Instituts in Schwalbach im Taunus. Die Innenraumfarbe werde mit 20 bis 30 Prozent Wasser verdünnt und mit einem Lappen aufgetragen. Ist sie durchgetrocknet, folgt der Anstrich mit einer Dünnschichtlasur in den Tönen Kastanie oder Mahagoni. Die weiße Farbe schimmere noch durch den Lack, was dem Möbel ein altes Aussehen gebe.

Reiß- oder Krakelierlack, den es im Bastelbedarf gibt, imitiert die Haarrisse eines gealterten Lacks. Farbexperte Küper empfiehlt, den Lack erst an einem Holzrest auszuprobieren. Grundsätzlich eigne sich die Methode eher für kleine Flächen an einem Möbel. Zunächst kommt ein normaler Grundlack auf die Oberfläche. Sobald dieser Anstrich trocken ist, folgt der Speziallack, am besten aus dem gleichen Farbsystem. Wenn er trocknet, reißt er ein – und das charakteristische Muster alter Farbe entsteht. dpa

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