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Kunstwerk

© AFP

Avignon: Französin für "Akt der Liebe" vor Strafgericht

Weil sie einen knallroten Kussmund auf ein zwei Millionen Euro teures Kunstwerk gemacht hat, muss sich eine Französin vor Gericht verantworten. Die Reinheit des völlig weißen Bildes habe sie "provoziert".

Die 30-jährige Rindy Sam wurde vor dem Strafgericht von Avignon am Dienstag der "Beschädigung eines Kunstwerkes" beschuldigt. Sie hatte im Juli in einer Ausstellung in der südfranzösischen Stadt ihren Mund auf ein makellos weißes Gemälde des US-Künstlers Cy Twombly gedrückt, das auf zwei Millionen Euro geschätzt wird. Sam, die aus Kambodscha stammt und selbst Künstlerin ist, hatte ihre Tat damit gerechtfertigt, sie habe das zwei mal drei Meter große Bild mit dem Kuss "noch schöner gefunden".

"Ich erwarte Schadenersatz für meine Klienten", sagte Anwältin Agnès Tricoire, die sowohl den Künstler als auch die Ausstellungsorganisatoren als Nebenkläger vertritt. Der Prozess begann nur drei Tage, nachdem vermutlich Betrunkene in das Pariser Orsay-Museum eingedrungen waren und dort einen Monet beschädigten. Sam fürchtet nun offenbar, ihr Prozess könne durch den Akt von Vandalismus beeinflusst werden. Sie verurteilte in einer Erklärung deshalb die Pariser Tat als "grausamen Akt", der ihre Abscheu errege. Sie dagegen habe aus "Liebe von starker Reinheit" gehandelt. Ihre Tat sei "ein künstlerischer Akt" gewesen, "der durch die Macht der Kunst" provoziert worden sei.

Klägeranwältin Tricoire wies dies zurück: Für sie sei Sams Tat "genauso aggressiv wie ein Faustschlag", durch den das Pariser Monet-Bild beschädigt worden war. "Es ist genauso schwer, einen Faustschlag zu restaurieren wie einen Kuss." Der Kurator der Ausstellung hatte nach der Tat gesagt, das Rot des Kussmundes werde "nie wieder weggehen". (mit AFP)

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