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Balloon Boy: 90 Tage Gefängnis für Bluff

Drei Monate Haft für einen Bluff, der ganz Amerika stundenlang in Atem hielt: Weil er der US-Öffentlichkeit im Oktober weiszumachen versuchte, sein kleiner Sohn sei mit einem Heliumballon davongeflogen und in akuter Lebensgefahr, muss Richard Heene für 90 Tage ins Gefängnis.

Seine Ehefrau Mayumi bekam wegen Beihilfe 20 Tage. Ein Gericht in Fort Collins (US-Staat Colorado) verhängte am Mittwoch zudem gegen beide eine Bewährungszeit von vier Jahren. Die Familie darf außerdem keinen Profit durch die Vermarktung der Story ziehen. „Sie haben Menschen ausgenutzt, es ging Ihnen ums Geldverdienen“, sagte Richter Stephen Schapanski.

Millionen von Amerikanern hatten Mitte Oktober stundenlang gebannt am Bildschirm verfolgt, wie ein entwischter, silberner Heliumballon über Colorado raste. Vor den Fernsehkameras bangte ein verzweifelter Richard Heene um seinen sechsjährigen Sohn Falcon, der angeblich in das Fluggerät gekrabbelt war. Wenig später war klar: Der Junge war gar nicht an Bord, sondern wohlbehalten daheim. Danach wuchsen die Zweifel an der allzu fantastischen Story von besorgten Eltern und tränenreicher Rettung, die Eltern verwickelten sich immer stärker in Widersprüche. Dann gaben sie zu: Alles war nur inszeniert mit dem Ziel, eine eigene Fernseh-Realityshow zu ergattern.

Richard Heene muss sich nach dem Urteil von Richter Schapanski schriftlich bei der Öffentlichkeit entschuldigen. „Es tut mir sehr, sehr leid“, sagte der Gelegenheits-Handwerker leise schon im Gerichtssaal. „Ich möchte mich bei allen Helfern entschuldigen, bei allen, die in die Sache verwickelt waren.“ Die Familie muss zudem noch ungefähr 47 000 Dollar (32 900 Euro) für den Einsatz von Hubschraubern und Rettungskräften zahlen. Über die genaue Höhe der Kostenerstattung soll laut Richter später entschieden werden.

Schapanski verurteilte den Vater zudem zu 400 Stunden gemeinnütziger Arbeit, zwei Drittel seiner Haft kann er als Freigänger absitzen. Frau Mayumi verbüßt ihre Strafe in einem speziellen Gefängnis-Programm, bei dem sie nachts nach Hause darf.

Schnell war damals auch klargeworden, dass die Heenes dem Scheinwerferlicht durchaus nicht abgeneigt sind: Zweimal traten sie schon in der Reality-Show „Wife Swap“ auf („Frauentausch“ bei RTL II), in der zwei sehr unterschiedliche Mütter für zwei Wochen die Familien tauschen. US-Medien zufolge hatten die Heenes es nun auf eine eigene TV-Reihe abgesehen und sich auch schon bei Produktionsfirmen beworben. Die Aufregung um die Ballon-Odyssee hatte zum Ziel, Interesse der Sender zu wecken. Heene rief zuerst TV- Stationen an, dann die Polizei. Erfolgreichen Darstellern von Reality-Shows winken in den Vereinigten Staaten Zehntausende Dollar pro Folge. (dpa)

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