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Bangladesch

© dpa

Bangladesch: Helfer dringen nicht zu Zyklon-Opfern vor

Vier Tage nach dem verheerenden Zyklon "Sidr" warten zehntausende Betroffene noch immer auf Unterstützung. Versperrte oder weggespülte Straßen hindern die Helfer daran, in die betroffenen Gebiete vorzudringen.

Die Überlebenden in einer der ärmsten Regionen der Welt benötigen dringend Nahrungsmittel und frisches Trinkwasser. Die Behörden in Bangladesch gehen inzwischen von mindestens 3100 Todesopfern aus. Allerdings liegen aus vielen Gebieten noch keine Angaben über das Ausmaß der Zerstörungen vor.

"Es gibt viele Dörfer in entlegenen Gebieten, die bisher noch nicht erreicht wurden", bestätigte die Leiterin der britischen Hilfsorganisation Oxfam in Bangladesch, Heather Blackwell. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes in Bangladesch sind noch ein bis zwei Millionen Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Entlang der Küste wurden ganze Straßenstücke weggespült.

Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Uno (WFP) sind die meisten verbliebenen Straßen aber inzwischen geräumt. "Der Zugang wird jeden Tag besser", sagte der WFP-Vertreter in Bangladesch, Douglas Casson Coutts. Er erwarte, dass in wenigen Tagen alle Hilfsbedürftigen erreicht würden. Die Regierung beauftragte das Militär, bei der Versorgung der Opfer zu helfen. Sie transportierten nach offiziellen Angaben Hilfsgüter zu Luft, zu Land und zu Wasser in die bedürftigen Gebiete.

Gesamte Reisernte weggespült

Nachdem Häuser, Lebensmittellager, Felder, Vieh und Trinkwasserquellen durch eine sechs Meter hohe Flutwelle zerstört wurden, fehlt es den Menschen an allem. "95 Prozent der 40.000 Häuser in dieser Gegend sind weggespült worden", sagte der Vertreter der örtlichen Behörden in der Küstenstadt Patharghata, Salim Khan. Dutzende verzweifelte Menschen standen vor seinem Büro und bettelten um Lebensmittel, Trinkwasser und Medizin. Die gesamte Reisernte wurde vom Wasser weggespült. Nach Schätzungen von Oxfam wurden zwischen 50 und 95 Prozent der Felder in der Küstenregion durch die bis zu 240 Stundenkilometer schnellen Winde zerstört.

Neben Hunger und Durst bedrohen nun auch Krankheiten die Überlebenden des Tropensturms. "Leichen schwimmen immer noch in den Flüssen und Reisfeldern", berichtete ein 50-jähriger Lehrer aus der Region Barguna, 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Dhaka.

"In nur 30 Minuten war alles zerstört"

Auf der kleinen Insel Majher an der Südküste haben nur ein halbes Dutzend der ursprünglich rund 70 Kinder den Tropensturm überlebt. Ein Mann band seine beiden 13 und fünf Jahren alten Cousins an eine Palme und rettete ihnen so das Leben. "Ich habe noch nie ein solches Massaker gesehen", sagte der 70-jährige Sobhan Dafadar, der bereits die verheerenden Zyklone von 1970 und 1991 miterlebt hat. 1991 hatte der bisher schlimmste Tropensturm in Bangladesch rund 138.000 Menschen getötet. Er verlor bei der Katastrophe am Donnerstag fast seine gesamte Familie. "Alles ging so schnell. In nur 30 Minuten war alles zerstört", erzählte er.

Die internationale Gemeinschaft sagte den Katastrophengebieten umfangreiche Hilfen zu. Die USA kündigten am Sonntag Hilfe im Wert von umgerechnet 1,3 Millionen Euro an. Zwei Schiffe der US-Marine mit Hubschraubern zum Ausfliegen von Verletzten sollen in den kommenden fünf bis sieben Tagen die Küste von Bangladesch erreichen. Saudi-Arabien stellte am Montag Hilfe in Höhe von rund 68 Millionen Euro zur Verfügung. Die EU hatte bereits am Wochenende 1,5 Millionen Hilfsgelder angekündigt. Die Bundesregierung sagte nach Angaben des Auswärtigen Amtes 200.000 Euro zu. Mehrere deutsche Hilfsorganisationen sind bereits vor Ort. (mit AFP)

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