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Schöneberger

© dpa

Barbara Schöneberger: „Alles Lüge!“

Schlechte Klamotten, gute Absichten: Barbara Schöneberger geht wieder ins Fernsehen - als Komoderatorin der "NDR-Talk-Show“. Hat sie damit den Sprung an die Spitze geschafft?

Frau Schöneberger, Sie sind jahrelang durch die Sender geirrlichtert. Und plötzlich läuft’s. Was ist los?

Um weit zu kommen, muss man einen Weg hinter sich gebracht haben. Achtung bitte, der Satz ist mir gerade eingefallen. Aber damit er einem überhaupt einfallen kann, braucht es die nötige Reife. Man muss bestimmte Dinge ausprobiert haben, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen. Ich wusste nur lange nicht, wo es liegt.

Aber dann wussten Sie’s.

Ich bin einfach losgegangen und dachte mir: guckste mal. Dabei habe ich versucht, möglichst wenig Fehler zu machen, was mir leider nicht immer gelungen ist. Auf der anderen Seite: Ich hätte noch viel, viel mehr Fehler machen können. Eine Zeit lang habe ich viel richtig gemacht, ohne es zu wollen, und dann bewusst versucht, nicht allzu viel falsch zu machen. Ich wollte weg vom gehätschelten Liebchen der Feuilletons hin zu einer auch kommerziell erfolgreichen Moderatorin. Das lief nicht immer ganz schmerzfrei. Aber ich glaube, ich habe es ganz gut hinbekommen.

Und wo sind Sie jetzt, ganz oben?

Fragen Sie mich das noch mal in einem Jahr. Dann weiß ich mehr. Momentan fühle ich mich gut, wo ich auch bin. Ich habe mich allerdings immer gut gefühlt.

Auch als Sie ganz unten waren?

Ich war nie unten. Nie. Ich habe das jedenfalls nie so empfunden. Vielleicht liegt das daran, dass ich mein Seelenheil nie im Fernsehen gesucht habe. Ich habe die ganzen letzten Jahre wahnsinnig viel gearbeitet, außerhalb des Fernsehens. Das hat vielleicht nicht jeder mitgekriegt. Ich habe moderiert ohne Ende. Und ich kann Ihnen sagen, es ist tausend Mal anspruchsvoller, eine Diskussionsrunde von Finanzleuten zu moderieren, als ein künstlich hochgejazztes Publikum dazu zu bringen, drei Mal nacheinander das Wort „Hämorrhoiden“ zu rufen.

Sind Sie dem Fernsehen gegenüber besonders misstrauisch geworden?

Ich bin jedem Medium gegenüber misstrauisch. Ich habe einen Heidenrespekt davor, was alles mit einem passieren kann, wenn einen die Medien in die Finger kriegen. Aber in dieser Hinsicht war ich immer schon relativ illusionslos. Und das Fernsehen? Fernsehen ist keine Veranstaltung zur Selbstverwirklichung. Du kriegst etwas hingeworfen, mit dem du dann arbeiten musst. Und immer sind mindestens fünfzehn Menschen um dich herum, die rein-, rum- und mitreden wollen. Da wird man regelrecht beschnitten.

Wo sind Sie denn die Unbeschnittere: bei Ihrer Nescafé-Werbung oder beim Talken?

Die haben mich für die Werbung um 20 Prozent gestreckt. Ich sag’s Ihnen. Die haben mich länger und damit dünner gemacht. Fallen Sie bloß nicht darauf herein. Alles Lüge! Da bin ich nicht die echte Schöneberger. Aber die, die ich gerne wäre. Natürlich nur rein äußerlich.

Und wie ist es beim Talk?

Ich glaube, ich werde mich beim NDR- Talk extrem wohl fühlen. Mein Gefühl sagt mir, da könnte ich ankommen.

Sabine Christiansen ist weg, Eva Herman auch. Sie sind die letzte große Blondine der ARD. Eine große Verantwortung, die da auf Ihnen lastet.

Ich bin wirklich froh, dass Sie die Blondveranstaltung thematisieren …

Das kommt nicht von uns. Ihr neuer Programmdirektor, Volker Herres vom NDR, hat Sie ganz offiziell als „blond, frech und ungebremst“ angekündigt.

Mit dem werde ich wohl noch ein Hühnchen rupfen müssen.

Kommen wir zu „ungebremst“. Klingt vielversprechend.

Dabei bin ich ein eher nachdenklicher Mensch. Mein Kollege Hubertus Meyer- Burckhardt sieht das auch so.

Dann also ungebremst nachdenklich.

Einigen wir uns doch auf bodenlos nachdenklich. Das passt.

Mit anderen Worten: Sie werden die meditative Blondine geben.

Wissen Sie was? Ich habe keinen Plan, wie es werden wird. Wir werden uns heute Abend einfach ins Studio setzen und versuchen, unterhaltsame Gespräche zu führen.

Haben Sie fleißig geprobt?

Wie meinen Sie, proben? Was sollen wir denn bitte schön proben? Man kann Talk nicht proben. Fest steht nur, dass ich mindesten drei Stunden zu spät kommen werde, weil ich es einfach nicht rechtzeitig aus der Maske schaffe.

Was treibt Sie in die Talk-Arena?

Ich will mich amüsieren. Natürlich hoffe ich, dass der Spaß und die Freude, die ich habe, sich auf die Zuschauer übertragen werden. Aber erst mal will ich Spaß haben. Ich hoffe, dass sich hin und wieder ein Gespräch in eine Richtung entwickelt, die nicht vorauszusehen war. Dann wird es doch erst wirklich spannend.

Wir glauben, dass die Leute Sie mögen. Glauben Sie das auch?

Ja. Ich merke es an den Reaktionen, egal ob an der Tankstelle, im Supermarkt oder im Hotel. Ich glaube, die Leute erkennen, dass ich eigentlich bei allem, was ich mache, nur gute Absichten habe. Schlechte Frisur und schlechte Klamotten, aber gute Absichten.

Sie wollen uns also sagen, dass Sie ein guter Mensch sind und niemand Angst vor Ihnen haben muss.

Ich werde mich zunehmend und unaufhaltsam zu einer total Mögbaren entwickeln. Natürlich ohne dabei an Kontur zu verlieren.

Was ist schlimmer: witzlos oder sprachlos?

Witzlos natürlich.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

„NDR-Talk-Show“, 22 Uhr, NDR- Fernsehen

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