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Panorama: Becker gegen Becker: Die Schlammschlacht ist verhindert - vorerst

Boris und Barbara Becker haben eine drohende Schlammschlacht vor Gericht in letzter Minute verhindert und wollen sich gütlich über Trennungsfragen einigen. Die zweite gerichtliche Anhörung in Miami wurde am Montag auf Wunsch beider Parteien nach nur sieben Minuten Dauer vertagt.

Boris und Barbara Becker haben eine drohende Schlammschlacht vor Gericht in letzter Minute verhindert und wollen sich gütlich über Trennungsfragen einigen. Die zweite gerichtliche Anhörung in Miami wurde am Montag auf Wunsch beider Parteien nach nur sieben Minuten Dauer vertagt. Nach der überraschenden Wende bleibt dem einstigen Vorzeigepaar nun eine Frist von zehn Tagen bis zum neuen Gerichtstermin am 18. Januar. Zuvor hatte der Ex-Tennisstar seine Mutter Elvira Becker und weitere Zeugen von Deutschland in die USA geholt für den Fall, dass es zu einem Schlagabtausch kommen würde. Parallel dazu hatten die zerstrittenen Eheleute, unterstützt von ihren Anwälten, tagelang intensiv verhandelt.

"Beide Parteien ringen zäh um eine Einigung, es war ein hartes Wochenende für Boris und Barbara Becker", sagte Barbara Beckers Anwalt Samuel I. Burstyn am Montag kurz nach der Vertagung der Anhörung. "Ich bin sehr optimistisch, dass es zu einer Einigung kommt." Vor Richter Maynard Gross hatte der Jurist, der Becker bei der ersten Anhörung am vergangenen Donnerstag hart zugesetzt hatte, erklärt: "Boris Becker hat den Vorschlag von letzter Woche, sich an einen Tisch zu setzen, beherzigt". Die Konfliktparteien seien auf dem Weg zu einer Einigung schon sehr weit vorangekommen.

Auch die Anwälte des Ex-Sportlers votierten für eine Unterbrechung der US-Anhörung. "Falls die Verhandlungen scheitern, werden wir am 18. Januar mit der Anhörung fortfahren", entschied daraufhin Richter Gross. Beobachter gingen davon aus, dass der nächste Termin vermutlich nur noch eine Formsache sein oder gar nicht mehr stattfinden wird. Details über Geld und das Sorgerecht für die zwei Söhne Noah (6) und Elias (1) wurden aber noch nicht bekannt.

Prozessbeobachter hatten schon am Wochenende spekuliert, dass die erste Anhörung beiden Streitenden die Augen über mögliche Imageschäden geöffnet habe. Außerdem hatten Freunde nach Medienberichten an das Paar appelliert, im Interesse ihrer Kinder den Rosenkrieg zu beenden. Vor allem für Boris Becker, dessen Vermögen auf rund 200 Millionen Mark geschätzt wird, stehe geschäftlich einiges auf dem Spiel. Deshalb wurde vermutet, dass er seiner Frau bei einer Scheidung mehr als die im Ehevertrag vereinbarten fünf Millionen Mark geben könnte und dass die Kinder bei ihr bleiben dürften. Im Gegenzug könnte sie die Klage in Miami fallen lassen und Boris ein uneingeschränktes Besuchsrecht gewähren.

Barbara Becker hatte in Florida auf Unterhalt und das Sorgerecht für die Söhne geklagt. Elvira Becker sollte gegen sie aussagen, dass der Lebensmittelpunkt der Kinder München sei, und nicht Florida, wie Barbara vor Gericht geltend machte.

"Der Rosenkrieg live aus Miami" - die Ankündigung ließ erahnen, dass für den Fernsehsender RTL ein Traum in Erfüllung zu gehen schien. Per Gerichtsentscheid bekamen der Kölner und andere Sender zumindest theoretisch die Möglichkeit, beim Waschen schmutziger Wäsche eines der prominentesten Paare der Zeitgeschichte dabei zu sein. Doch der Traum wollte sich vorerst nicht erfüllen: Die Verhandlung wurde am Montag vertagt, womöglich macht eine außergerichtliche Einigung einen öffentlichen Scheidungsprozess überflüssig.

Was für die Sender eine herbe Enttäuschung wäre, wäre für andere nur konsequent: "Familienrechtliche Angelegenheiten gehen niemanden etwas an", erklärte der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Rainer Voss. Der Kölner Sender sah das anders. "Das Interesse der Zuschauer ist sehr, sehr groß und uns als kommerziellem Sender ist der Zuschauer sehr wichtig", erklärte Nachrichtenchef Michael Wulf die Entscheidung, live aus der Anhörung in Miami zu berichten.

Auch Voss rechnete mit einem Millionenpublikum, und genau das stieß ihm bitter auf: "Ich würde die Zuschauer fragen, ob sie auch bei einem eigenen Scheidungsverfahren alles vor einem Millionenpublikum breit getreten haben wollen." Er sei deshalb der Meinung, dass der Gesetzgeber in Deutschland die Sachlage "ganz gut geregelt hat".

Denn das öffentliche Scheidungsdrama wäre nur möglich gewesen, weil Barbara Becker sich als amerikanische Staatsbürgerin mit den Kindern nach Miami abgesetzt hatte und die Verhandlung zunächst dort stattfand. In Deutschland sind nach einer strikten Regelung im Gerichtsverfassungsgesetz aus dem Jahr 1964 Radio- und Fernsehaufnahmen aus Gerichtsprozessen nicht erlaubt.

Lediglich eine Ausnahme ist zugelassen: Urteilsverkündungen des Bundesverfassungsgerichtes dürfen übertragen werden. Eine solche Übertragung steht am 24. Januar an. Denn dann verkünden die Richter ihre Entscheidung über eine Verfassungsbeschwerde des Senders n-tv. Mit dieser will der Sender erreichen, dass auch in Deutschland zukünftig Fernsehübertragungen aus dem Gericht zulässig sind.

Die Anwälte des Paares

In Miami stehen sich folgende Anwälte gegenüber: Robert F. Kohlman vertritt Boris. Kohlman wurde am 19. September 1965 in Syracuse/New York geboren, hat das College an der University of Missouri besucht (Abschluss 1987) und Rechtswissenschaften an der Florida State University studiert (Abschluss 1994, mit hoher Auszeichnung). Er hat sich auf Familienrecht spezialisiert. Der zweite Anwalt heißt Donald J. Hayden. Der wiederum wurde am 17. Juni 1960 in LaSalle/Illinois geboren, hat die University of Notre Dame besucht (B.A. mit hoher Auszeichnung 1982) und anschließend an der Loyola University Rechtswissenschaften studiert (cum laude 1985). Er praktiziert seit 15 Jahren, ist Experte vor allem im internationalen Recht. Hayden ist Mitglied der riesengroßen, weltweit ansässigen Anwaltspraxis "Baker & McKenzie". Die hat eine Niederlassung auch in München. Darüber hat Boris ihn gefunden. Über Samuel I. Burstyn, der Barbara Becker vertritt, gibt es weniger zu sagen: geboren 1952, College: University of Miami (BA), und Rechtswissenschaften an der University of Miami. Der Anwalt praktiziert seit 1976.

mal

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