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Panorama: Beim Roboter-Fußball ist Freiburg Spitze

Erstmals spielen jetzt Maschinen mit zwei Beinen – 2050 sollen sie gegen Menschen gewinnen

Paderborn - Robosapien A passt auf Robosapien B. Der stoppt den Ball und schießt: Tor. Tor. Gut: Es folgt jetzt nicht die geballte Faust in Richtung Zuschauerränge, auch kein Samba an der Eckfahne oder ein Jubelsalto – so wie wir es aus der Bundesliga kennen. Aber immerhin: Roboter mit zwei Armen und zwei Beinen spielen Fußball – in Deutschland eine Premiere.

Erstmals werden Informatiker der Universitäten Freiburg, Darmstadt und Paderborn ihre zwischen 44 und 120 Zentimeter großen, so genannten humanoiden Roboter bei den Robocup German Open vom achten bis zehnten April in Paderborn aufs Spielfeld schicken. Eine Kamera auf dem „Kopf“ ortet Mitspieler und Tor, per Funk sind die Teams zu je vier Mann mit einem Zentralrechner verbunden, der dafür sorgt, dass sich nicht alle Spieler gleichzeitig zum Ball orientieren, sondern sich strategisch im Raum verteilen. Dennoch kommt es ab und zu zu Fouls. In dem Fall ist der Schiedsrichter ein Mensch – noch.

Neben der Präsentation dieser neuesten Entwicklung der künstlichen Intelligenz spielen in Paderborn auch schon altgediente Fußballhaudegen: Etwa die rasende Papierkörbe genannten Roboter auf Rädern oder die Aibos – Roboter, die wie kleine Hunde aussehen. Außerdem im Programm: die Simulation eines Rettungseinsatzes – wie etwa nach einem Erdbeben. Roboter auf Rädern müssen in einem verwüsteten Büro mit umgeschmissenen Tischen und Stühlen einen Weg zu den „Opfern“ finden und für die Rettungsmannschaft kartieren.

Ziel der Spielerei ist das wissenschaftliche Kräftemessen zwischen Informatikern und Ingenieuren aus der ganzen Welt. Insgesamt nehmen am Robocup 61 Teams aus 12 Ländern teil. Die Ergebnisse ihres Forschens und Tüftelns werden teilweise schon genutzt. Nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York am elften September 2001 waren an den Rettungsarbeiten auch Roboter beteiligt. In den Fertigungsstraßen der Automobilindustrie spielen die immer komplexeren und klügeren Maschinen eine immer größere Rolle.

Bis allerdings die humanoiden Roboter jenseits des Fußballfeldes praktisch zur Anwendung kommen, ist es noch ein weiter Weg, schätzt Sven Behnke, Leiter der Forschungsgruppe „Humanoid Robot“ am Institut für Informatik der Universität Freiburg. Als ein Einsatzgebiet der Zukunft gilt der Pflegebereich, wo Roboter Putzaufgaben übernehmen und das Essen bringen könnten.

Auch auf dem Fußballfeld gibt es für die Informatiker und Ingenieure noch viel Arbeit. Denn noch ist das Spiel eine wacklige Angelegenheit. Fällt einer der elektronischen Zweibeiner um, kommt er ohne menschliche Hilfe nicht mehr hoch. Auch ist das Spiel mit einem Drittel des Schritttempos eines Zweibeiners aus Fleisch und Blut sehr gemächlich. In den nächsten Jahren werde die Forschung aber so weit sein, dass sich die Roboter selbstständig aufrappeln oder der Torwart nach dem Ball hechtet, sagt Behnke.

Doch sein Traum ist noch viel visionärer: Ziel sei es, dass im Jahr 2050 ein Fußball spielendes Roboterteam den menschlichen Weltmeister entthront. Benke hält das nicht für völlig abwegig: „In der Computertechnologie gab es in den letzten 45 Jahren eine dramatische Entwicklung. Ähnlich Spektakuläres ist auch in der Robotic möglich.“

Alexander Bürgin

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