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Panorama: Beinahe-Zusammenstöße: US-Kampfjets nähern sich gefährlich Passagiermaschinen

Der Schauplatz und die Umstände waren fast die gleichen wie vor gut zwanzig Jahren, als eine Passagiermaschine vom Typ DC 9 mitten in ein Kriegsmanöver der Amerikaner, Briten und Franzosen mit libyschen Maschinen hineinflog und dabei so beschädigt wurde, dass sie abstürzte - alle 81 Menschen an Bord kamen damals ums Leben. Das Unglück von Ustica wurde damals gezielt von Nato, USA und italienischer Regierung vertuscht.

Der Schauplatz und die Umstände waren fast die gleichen wie vor gut zwanzig Jahren, als eine Passagiermaschine vom Typ DC 9 mitten in ein Kriegsmanöver der Amerikaner, Briten und Franzosen mit libyschen Maschinen hineinflog und dabei so beschädigt wurde, dass sie abstürzte - alle 81 Menschen an Bord kamen damals ums Leben. Das Unglück von Ustica wurde damals gezielt von Nato, USA und italienischer Regierung vertuscht. Alle Zeugen kamen unter mysteriösen Umständen ums Leben, unter anderen zwei beteiligte italienische Piloten, die kurz vor einer gerichtlichen Vernehmung bei dem Luftfahrtschau-Unglück in Ramstein in den Tod flogen.

Genau an der Stelle zwischen den Mittelmeerinseln Ponza und Ustica haben sich nun kürzlich - zwischen dem 13. Und 15. Dezember - erneut gleich mehrere Beinahe-Zusammenstöße abgespielt. Wieder waren US-Militärmaschinen zugange, und wieder haben die US-Stellen die Übung der Zivilluftfahrt nicht mitgeteilt, sodass mehr als ein Dutzend Flugzeuge die gefährdete Route durchflog: von Mailand, Bologna, Rom und Neapel nach Palermo oder Catania auf Sizilien.

In mindestens sechs Fällen meldeten die Piloten eine schwere Verletzung des Sicherheitsabstandes (acht Kilometer Distanz, dreihundert Meter Höhenunterschied) durch ganze Rudel von Jagdmaschinen und Bomber. In mindestens zwei Fällen haben die inzwischen ausgewerteten Flugschreiber brüske Ausweichmanöver der Zivilflugzeuge ergeben.

In die Öffentlichkeit gelangt sind die Vorfälle durch Anfragen einiger Abgeordneter, die von Piloten informiert worden waren, nachdem sich die offiziellen Stellen für Zivilluftfahrt als zögerlich erwiesen hatten. Die italienische Regierung hat daraufhin die NATO dringend um Aufklärung ersucht. Die US-Stellen haben mittlerweile auch zumindest die Tatsache des unangemeldeten Manövers eingestanden - ohne sich aber zu entschuldigen oder künftige Besserung zu versprechen.

Tatsächlich sehen internationales Recht wie auch die NATO-Verträge in Friedenszeiten uneingeschränkte Informationspflicht jenen Ländern gegenüber vor, deren Territorien und angrenzende Gebiete überflogen werden. Doch selbst die Geheimdienste Italiens haben auf Anfragen ihres parlamentarischen Kontrollgremiums nur die Antwort: "Die Amerikaner benehmen sich eben, als wäre der gesamte Mittelmeerraum ihr ureigenstes Hoheitsgebiet." Die Regierung, ein wenig verlegen, sieht dennoch einen Unterschied zum Desaster von Ustica 1980: Die seinerzeit Beteiligten leugnen bis heute trotz aller Beweise, zur fraglichen Zeit Manöver durchgeführt zu haben, während diesmal zumindest das Eingeständnis der Präsenz in diesem Gebiet sofort kam.

Und das, so die Regierung, sei "doch immerhin schon ein Fortschritt".

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