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Belgien: Messerstecher in Kinderkrippe bestreitet weitere Bluttat

UPDATE Erste Aussagen des festgenommenen Belgiers geben neue Rätsel auf: Der 20-Jährige, dem auch die Tötung einer 73 Jahre alten Frau eine Woche vor dem Blutbad in der Kinderkrippe zur Last gelegt wird, hat jede Verantwortung für diese frühere Tat von sich gewiesen.

Nach dem Amoklauf in einem belgischen Kinderhort bleibt der festgenommene 20-Jährige vorläufig in Untersuchungshaft. Ein Gericht in Dendermonde verlängerte am Dienstag den Haftbefehl, wie der flämische Rundfunksender VRT berichtete. Dem jungen Mann wird zur Last gelegt, am vergangenen Freitag zwei Babys und eine Betreuerin in der Kindertagesstätte erstochen zu haben.

In einem Gespräch mit seinem Pflichtverteidiger sprach der 20-Jährige nach Medienberichten am Montagabend über seine Tat in der Kindertagesstätte. "Er begreift, dass er etwas Unmenschliches getan hat", sagte sein Anwalt Jaak Haentjens. "Er findet schlimm, was passiert ist, aber weil er sich an die Taten nicht zu erinnern vermag, kann man nicht von einer echten Einkehr sprechen." Der Anwalt schilderte seinen Mandanten als jungen Menschen mit psychischen Problemen, der kaum Kontakt mit seiner Familie gehabt habe. Als Jugendlicher habe er unter einer schweren Depression gelitten und Stimmen im Kopf gehört. Ein Motiv habe der junge Mann nicht genannt: "Warum er Babys in der Kindertagesstätte als Opfer aussuchte, bleibt ein Rätsel", zitierte die Zeitung "De Morgen" den Verteidiger.

Täter gibt sich ahnungslos

Der 20-Jährige steht zudem im Verdacht, eine Woche zuvor eine 73 Jahre alte Frau umgebracht zu haben. In ersten Aussagen habe er jede Verantwortung für diese frühere Tat von sich gewiesen, berichteten belgische Medien am Dienstag unter Berufung auf dessen Anwalt. Der junge Mann habe Haentjens gesagt, er wisse von diesem Fall nichts. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft gibt es hingegen "starke Anzeichen" dafür, dass der Festgenommene genau eine Woche vor der Tat in der Kinderkrippe auch die Seniorin erstach. Fahnder fanden nach Angaben des flämischen Rundfunksenders VRT am Tatort DNA-Spuren des 20-Jährigen.

Auf seinem Computer hatte der junge Mann die Taten nach Angaben der Zeitung "Het Laatste Nieuws" minuziös vorbereitet. Er habe auch Trefferkarten mit einer Umschreibung der Morde und deren Ergebnis angelegt. Zur Tötung der 73-Jährigen heiße es darin: "Resultat der Aktion: 1". Als der 20-Jährige nach dem Blutbad in der Kinderkrippe am Freitag festgenommen wurde, trug er mehrere Waffen und die Adressen von zwei weiteren Kindertagesstätten bei sich.

Insgesamt waren am Freitagvormittag in der Kinderkrippe in Dendermonde drei Menschen getötet und zwölf verletzt worden. Der Täter hatte wahllos auf die Kinder eingestochen. Nach kurzer Flucht war er festgenommen worden. Am Montagabend versammelten sich rund 9000 Menschen - darunter viele Politiker - vor der Krippe, um der Opfer zu gedenken. (jm/dpa)

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