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Bergsteiger: Heinrich Harrer beigesetzt

Der vor einer Woche gestorbene österreichische Alpinist, Forscher und Schriftsteller Heinrich Harrer ist in seinem Geburtsort Hüttenberg in Kärnten beigesetzt worden. Der 93 Jahre alt gewordene Harrer bekam einen Stein aus der Eiger-Nordwand auf sein Grab.

Hüttenberg - Harrer war vor allem durch seine legendäre Erstbesteigung der Eiger-Nordwand 1938 sowie durch seine Freundschaft mit dem Dalai Lama bekannt geworden. Zu internationalem Ruhm gelangte der Autor von mehr als 20 Büchern nach der Verfilmung seines Romans «Sieben Jahre in Tibet».

Neben den Spitzen der Kärntner Landespolitik, unter ihnen Ministerpräsident Jörg Haider, waren mehrere Hundert Menschen zu der Trauerfeier im Gemeindeamt des Ortes gekommen. Der Dalai Lama hatte einen persönlichen Gesandten nach Kärnten geschickt. In seiner Trauerbotschaft sagte der Dalai Lama, mit Harrer sei der «letzte weltbekannte Zeitzeuge eines freien Tibet» gestorben. Er habe einen engen persönlichen Freund verloren, der ihm eine neue Welt eröffnet habe, nämlich jene des Westens. Man sei Harrer «unendlich dankbar» dafür, dass er «so viel Aufmerksamkeit für das Schicksal Tibets und seiner Bevölkerung erzeugt, so viel Liebe und Respekt für das Land empfunden» habe.

Harrers Blumen geschmückter Sarg war seit dem Vormittag in der Kirche Hüttenbergs aufgebahrt, wo sich Hunderte Trauergäste in das Kondolenzbuch eintrugen. Nach der Beisetzung, die in aller Stille auf dem Friedhof des Ortes stattfand, legten Freunde einen Steinbrocken aus der Eiger-Nordwand auf sein Grab, die Harrer am 24. Juli 1938 gemeinsam mit drei Bergkameraden als erster Mensch bezwungen hatte. Harrers langjähriger Bergkamerad und Reisebegleiter, der Journalist und Schriftsteller Axel Thorer, sagte zum Abschied: «Auf 90 Prozent der Menschheit, mich eingeschlossen, könnte man leicht verzichten, auf Dich, Heini, nur schwer.»

Harrer war wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP und der SS nicht unumstritten. Besonders kritisch äußerte sich der Extrembergsteiger und Abenteurer Reinhold Messner, der zwar Harrers «Ausdauer und Entscheidungsfreude» und seinen «Sinn für wirkliches Abenteuer» bewunderte. Gleichzeitig habe Harrer aber «bis zum Schluss einen Wertekatalog» gehabt, «den ich nicht teile». Er habe «nicht hinterfragt, welche Werte von den Nazis in den 30er Jahren hochgehalten wurden», sagte Messner dem Berliner «Tagesspiegel». (tso/dpa)

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