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Panorama: Berlin vor München

Allensbach fragte nach Vorlieben von Großstädtern

Allensbach Die meisten Großstädter würden nach einer Allensbach-Umfrage am liebsten in Hamburg leben. Das sagten 30 Prozent jener Großstädter, die selbst nicht in Hamburg leben. An zweiter Stelle steht Berlin (28 Prozent), an dritter München (27 Prozent), an vierter Köln (16 Prozent). Die Umfrage wurde für die Firma United Metro Mags erstellt, die die Anzeigenkunden von 20 Stadtmagazinen in Deutschland betreut, darunter „Zitty“, „Szene Hamburg“ und „Journal Frankfurt“. Dass Berlin in der Beliebtheit von Großstädtern vor München liegt, ist insofern überraschend, als die Hauptstadt bei Umfragen in Wirtschaftsstudien deutlich hinter München rangiert. Das tut der Beliebtheit Berlins offenbar keinen Abbruch. Die Media-Studie, die UMM gestern dem Tagesspiegel zur Verfügung stellte, untersucht nicht, warum einzelne Städte besser oder schlechter abschneiden, gibt aber Aufschluss darüber, wie „vor allem junge Großstädter ticken“, wie UMM-Sprecher Gerd Thomas sagte.

Wenn deutsche Großstädter ihren Wohnort international wählen dürften, würden sich 20 Prozent für New York entscheiden, 18 Prozent für Paris, 16 Prozent für Rom, 15 Prozent für Sydney, 14 Prozent für London.

Nur 47 Prozent der Großstädter leben am liebsten in der Großstadt, 30 Prozent würden lieber auf dem Land in der Nähe der Großstadt leben. Fast 93 Prozent bewerten ihre Großstadt als positiv oder sehr positiv. Das liegt vor allem an der großen Zufriedenheit mit dem Angebot von Kinos, Bars, Clubs und Einkaufsmöglichkeiten, aber auch mit Universitäten und dem öffentlichen Nahverkehr. Wenig erfüllt werden dagegen die Erwartungen in Bezug auf gute Arbeitsmöglichkeiten, gute Luft und – ebenfalls wenig erstaunlich – „angemessene Mietpreise“.

Überraschend dagegen ist wohl, dass nur 11,3 Prozent der Großstadtbewohner zehn Mal im Monat oder mehr abends ausgehen. Unterscheidet man allerdings nach Altersgruppen, dann feiern knapp 60 Prozent der unter 25-Jährigen manchmal nachts durch. Zusätzliche 19 Prozent tun dies häufig. Immerhin 18 Prozent der 50- bis 59-Jährigen machten manchmal die Nacht zum Tag.

Städte vergleichende Studien erbrachten in der Vergangenheit für Berlin oft unterschiedliche Ergebnisse. Als Allensbach 1999 nicht nur Großstädter, sondern einen Querschnitt der deutschen Bevölkerung fragte, wo sie gerne leben möchte, da lag München mit 45,7 Prozent weit vorne, gefolgt von Heidelberg (33,6), Hamburg (33,1) und schließlich Berlin (32,0).

Nach einer Studie von Prognos und „Handelsblatt“ im vergangenen Jahr über die zukunftsfähigsten Regionen Deutschlands lag ebenfalls München mit Abstand vorne, gefolgt von den Ballungsräumen Stuttgart und dem Rhein-Main-Gebiet. Im Osten ragten immerhin Jena, Dresden und Potsdam heraus. Und Berlin? Platz 262. Ein ganz schlechtes Zeugnis stellte eine Studie der Kölner Beratungsfirma IW Consult im Auftrag der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ Berlin aus. Nach den Kriterien Standortqualität, Wirtschafts- und Sozialstruktur, Wohlstand und Arbeitsmarkt kam Berlin auf Platz 48.

Von 50 Plätzen insgesamt. Berliner haben weniger Geld als alle anderen deutschen Städter, hieß es da. Berlin sei wirtschaftsunfreundlich, die Verwaltung habe einen außerordentlich schlechten Ruf bei Wirtschaftsunternehmen. Das sei bekannt, ließ sich damals ein Senatssprecher säuerlich vernehmen. Und wer lag vorn? München.

Balsam für die Seele der Berliner war dagegen ein internationaler Städtevergleich in Bezug auf die Lebensqualität. Die Unternehmensberatung Mercer Human Resource Consulting setzte Berlin auf Platz 15 – von 215 untersuchten Metropolen insgesamt. Topnoten erhielt Berlin vor allem für das „soziokulturelle Umfeld“. Was war die Agentur Partner für Berlin stolz, als sie das Ergebnis verkündete. os

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