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Paul, der Krake, umschlingt die WM-Trophäe. Er hat sie sich verdient. Foto: dpa

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Panorama: Berliner Professoren sagen die Zukunft voraus

„Spanien wird Weltmeister“, hatten sie im Tagesspiegel prognostiziert – wie Paul, der Krake. Der geht jetzt in den Ruhestand

Berlin/Oberhausen - Die beiden Berliner Professoren Jürgen Gerhards von der FU und Gert G. Wagner von der TU und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatten vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft im Tagesspiegel vorhergesagt, dass Spanien am Ende gewinnen wird. Sie lagen damit genau richtig. Grundlage ihrer Berechnung war der Marktwert der einzelnen Spieler. Das spanische Team bringt es auf einen Marktwert von insgesamt 650 Millionen Euro und war damit die mit Abstand teuerste Mannschaft des Turniers. Damit lagen ihre jeweils im Tagesspiegel veröffentlichten Prognosen nach der WM 2006 und der EM 2008 zum dritten Mal richtig. Bei einer WM, bei der die Siegermannschaft insgesamt nur sieben Spiele austrägt, ist der Einfluss des Zufalls relativ groß. Das konnte man im ersten Spiel der Spanier gegen die Schweiz gut beobachten. „Am Ende gab aber im Finale die Summe der Leistungen des spanischen Teams den Ausschlag“, sagte Wagner. Der Zusammenhang zwischen dem Wert der Spieler und der Platzierung bei der WM wäre ohne Fehlentscheidungen der Schiedrichter noch stärker gewesen. Wäre das zweite Tor der Engländer im Spiel gegen die deutsche Mannschaft gegeben worden, wäre die teure englische Mannschaft möglicherweise weitergekommen.

Es gab viele Prognosen zur Weltmeisterschaft – im Fernsehen wurde vor allem Paul, der Krake, berühmt. Der Tintenfisch aus dem Aquarium Sea Life in Oberhausen soll jetzt aber seine Tippkarriere beenden. Nachdem der Krake den Ausgang von acht Spielen der Fußball-WM korrekt vorausgesagt hatte, soll er sich ausruhen dürfen. „Wir wollen dem Tier nicht mehr so viel zumuten. Er bleibt jetzt bei uns und wird hier seinen Ruhestand erleben“, sagt Bastian Schepers, Operations Manager im Sea Life Oberhausen. „Wir hatten die skurrilsten Anfragen“, berichtet Schepers. So gab es unter anderem die Bitte, Paul die Lottozahlen voraussagen zu lassen. „Einer wollte ihn sogar zum neuen Coach von Brasilien machen“, berichtet Schepers.

Bei den WM-Tipps musste sich der Krake jeweils zwischen zwei Plexiglasbehältern mit den Flaggen der jeweiligen Nationalteams entscheiden, die in sein Aquarium gestellt wurden. In den Behältern lag jeweils eine Miesmuschel, die als Delikatesse für Tintenfische gilt. Das Team mit dem Behälter, aus dem das Tier die Muschel fischte, galt als Sieger.

Da Oktopus Paul bereits zweieinhalb Jahre alt ist, hat er statistisch noch eine Lebenserwartung von etwa sechs bis sieben Monaten. Bis zur EM 2012 oder gar zur WM 2014 dürfte er es also vermutlich nicht mehr schaffen. Der Tintenfisch war 2008 von einer Aufzuchtstation aus Südengland nach Oberhausen gebracht worden. Doch kaum ist die WM vorbei, melden sich Experten zu Wort und zweifeln an Pauls Hellseherkünsten. Nein, der Krake habe weder die Fähigkeit zur Wahrsagung noch besonderes Fußballfachwissen, sagt ganz analytisch der Dortmunder Statistikprofessor Walter Krämer: „Das ist reiner Zufall.“ Früher oder später werde auch Paul einmal danebenliegen, ist sich Krämer sicher – und wagt eine neue Wette: „Ich wette 1000 Euro, dass Paul die nächsten drei Spiele von Bayern München nicht richtig vorhersagen kann.“ Ob diese Steilvorlage Bastian Schepers und seine Kollegen vom Sea Life Oberhausen noch einmal umstimmen kann? Tsp/ddp

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