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Bruno H. Schuster und seine 64 Jahre jüngere Frau Meharit.

© Guido Krzikowski / Roba Press

Bierkönig Schuster: Frauen, Sex, Geld – und eine Leiche

Frankfurts alter Brauerkönig Bruno H. Schuster wurde exhumiert. Schon seit längerem gibt es Vorwürfe gegen seine 64 Jahre jüngere Frau.

Der prominente Bierkönig, Mäzen und Frankfurter Ehrenbürger Bruno H. Schubert, der im Oktober 2010 im Alter von 90 Jahren gestorben ist, kommt auch nach seinem Tod nicht zur Ruhe. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft wurden jetzt seine sterblichen Überreste auf dem Oberräder Waldfriedhof exhumiert. Die Justiz untersucht den Vorwurf, der alte Mann sei wegen unterlassener Hilfeleistung gestorben. Weshalb die Behörde sich erst jetzt zu dieser drastischen Maßnahme veranlasst sah, obwohl entsprechende Vorwürfe bereits unmittelbar nach Schuberts Tod im Raum standen, blieb unklar.

Damals war das „Tagebuch“ der ehemaligen Privatsekretärin des Konsuls, Petra S., bekannt geworden. Der zentrale Vorwurf in dem Text, der dem Tagesspiegel vorliegt, lautet, Schuberts Ehefrau und der gemeinsame Hausarzt hätten den Sterbenden nicht mit ausreichend Flüssigkeit versorgt und ihm – entgegen einer Bestimmung im Patiententestament – die Klinikeinweisung verweigert. „Was hat Herrn Schubert nun sein Geld genutzt, wenn er am Ende nicht einmal genug Wasser bekommt“, fragt die einstige Vertraute Petra S. damals.

Schuberts Witwe Meharit, 28, hatte die angeblich letzten Stunden ihres Manns gefilmt, weil sie offenbar mit solchen Vorwürfen rechnete. Über die „Bild“-Zeitung fand eine 48 Sekunden lange Szene sogar den Weg ins Internet. Da ist zu sehen, wie Meharit mit dem 90-jährigen Greis, dem das Sprechen sichtlich schwerfällt, flirtet. Die attraktive Frau möchte „Schatzi“ ein „bisschen schön machen“. Sie kündigt dem „Liebling“ den Besuch des befreundeten Arztes Dr. H. an, der ihm „ein bisschen Flüssigkeit geben“ werde. Jetzt will es die Staatsanwaltschaft genauer wissen. Sie erhofft sich durch die Untersuchung der exhumierten Leiche offenbar endgültigen Aufschluss über die wirkliche Todesursache. Auch wenn die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils gilt: Die Witwe und der Arzt haben ein Problem.

Die Störung der Totenruhe des einstigen Eigentümers und Chefs der traditionsreichen Frankfurter Henninger Brauerei ist der bisherige Höhepunkt im erbittert ausgetragenen Streit um das Erbe des Multimillionärs und Lebemanns, der sein Geld nicht nur großzügig an Umweltstiftungen und Künstler verteilte, sondern auch an Prostituierte und junge Begleiterinnen. Hauptakteure des Erbstreits sind die junge Witwe Meharit, 28, die Schubert 17 Monate vor seinem Tod heiratete und Schuberts Sohn aus erster Ehe, Hanns P. Nerger, der ehemalige Chef der Berliner Tourismus Marketing GmbH. Nerger reklamiert das Erbe für die gemeinnützige Stiftung, die den angesehenen „BrunoSchubert-Preis“ für herausragende Leistungen im Natur- und Umweltschutz vergibt, und beruft sich dabei auf einen Erbvertrag.

Diesen Vertrag hatte der von Schubert eingesetzte Testamentsvollstrecker, der Rechtsanwalt und Notar Hubertus Kessler, gekündigt. Ob das rechtlich korrekt erfolgte, ist strittig. Mit einem neuen Testament hatte der alte Herr kurz vor seinem Tod seine 64 Jahre jüngere Ehefrau als Alleinerbin bestimmt. Wer in diesem Rechtsstreit am Ende obsiegt, ist schwer vorauszusagen. Die Anwälte der Witwe scheiterten bei dem Versuch, den amtlich bestellten Nachlassverwalter abzusetzen.

Andererseits entschied das Frankfurter Landgericht in erster Instanz, sie und nicht die Stiftung sei erbberechtigt. Es geht vor allem um eine attraktive Immobilie, eine repräsentative Villa auf dem Bogenbergslehen nahe Berchtesgaden. Auf diesem Anwesen mit grandioser Aussicht hielt Schubert in seinen guten Tagen Hof. Hier empfing er Freunde und Prominente, Prinz Rainier und Fürstin Gracia aus Monaco ebenso wie Curd Jürgens, Ludwig Ehrhard und Gustav Heinemann. Der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher war ebenso Stammgast wie der frühere Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek.

Die Einladung zum Lunch in seiner Frankfurter Villa im Sachsenhäuser Wendelsbergpark galt als Ritterschlag für die Aufnahme in die besseren Kreise der Stadt. Inmitten von Antiquitäten und großer Kunst, aber auch Nippes und Kitsch servierte ein Butler mit weißen Handschuhen. So war Bruno H. Schubert, Mäzen und Stifter, gleichzeitig auch Lebemann.

Die wilden Partys in seinem Haus waren Legende. Auch seine amourösen Abenteuer ließ er sich etwas kosten. „Model Swetlana M, 29“ wurde laut Klageschrift in einem der vielen Gerichtsverfahren mit einem Porsche und einem Haus im Wert von 1,5 Millionen Euro belohnt. Mit schönen Frauen habe Schubert im Lauf der Jahre einen zweistelligen Millionenbetrag durchgebracht, so das Dokument. In seinem letzten Testament hatte Schubert festgelegt, dass seine zweite Frau Meharit und ihr Sohn erben sollten.

Ob das Erbe dafür reicht, ist unklar. Inzwischen wurde ein Nachlassinsolvenzverwalter eingesetzt. Es gibt offenbar berechtigte Zweifel daran, dass das Erbe reicht um die Forderungen von Gläubigern und Finanzamt zu begleichen.

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