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Unter Druck. Der Augsburger Bischof Walter Mixa.

© dpa

Bischof Mixas Rücktritt: Zeit zur Einkehr

Selbst im Bistum Augsburg hat Bischof Mixa offenbar nur noch wenige Freunde. Er wurde aufgefordert zu einer Art „geistlichen Einkehr“ zu finden: Das ist die elegante Form, Mixa zur Niederlegung seiner Ämter zu drängen.

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Einige Besucher sitzen vor dem Augsburger Dom in der Sonne und schauen sich am Mittwochnachmittag das romanisch- gotische Bauwerk an. Direkt gegenüber steht das Bischofspalais im Hohen Weg, das Wohnhaus des Augsburger Bischofs Walter Mixa. Noch ist klerikale Ruhe im Domviertel zu spüren. Nach der Nachricht jedoch, dass Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Reinhard Marx, der Erzbischof des Bistums München-Freising, aufgefordert haben, zu einer Art „geistlichen Einkehr“ zu finden, ist vielen im Bistum Augsburg klar: Das ist die elegante Form, Mixa zur Niederlegung seiner Ämter zu drängen. Am Mittwochabend vollzog Mixa diesen Schritt: Er bat in einem Brief an Papst Benedikt XVI. um seine Entlassung.

Der Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold hatte zuvor dem Tagesspiegel gesagt, für Mixa sei die Aufforderung „eine hilfreiche Sache zur Reflexion“. Allerdings stehe er dann nur noch beschränkt für die Aufklärung der Vorwürfe zur Verfügung. Und die lauten: Mixa soll als Pfarrer von Schrobenhausen Kinder und Jugendliche massiv verprügelt und Gelder einer Waisenhausstiftung satzungswidrig eingesetzt haben. Ohrfeigen gibt der Bischof zu. Mangold sagte, die deutschen Bischöfe hätten eine Fürsorgepflicht gegenüber Mixa, und es sei „Zeit gewesen, sich einzumischen“. Nach dem Kirchenrecht können katholische Bischöfe vor Erreichen der Altersgrenze zurücktreten, wenn ein „schwerwiegender Grund“ vorliegt. Der Papst nimmt in einem solchen Fall das Rücktrittsgesuch in der Regel umgehend an.

Mittlerweile stellen sich im Bistum Augsburg Pfarrer offen gegen Mixa. So sagte ein Priester in seiner Predigt, Mixa solle „Nachhilfeunterricht von den Protestanten“ holen: Gemeint ist damit der Rücktritt der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann. Dass Zollitsch und Marx Mixa indirekt zur Niederlegung seiner Ämter aufforderten, kommt der Sitzung des Ständigen Rats am Sonntag zuvor. Dem Vernehmen nach hätten die 27 Bischöfe, die sich dann treffen, Mixa „möglicherweise“ auch zum Eintritt in den einstweiligen Ruhestand aufgefordert. Am vergangenen Samstag hatte Erzbischof Marx unter anderem seinen Glaubensbruder Mixa „aus aktuellem Anlass“ getroffen.

Im Bistum Augsburg dagegen gibt man sich abgeklärt. Kathi Marie Ulrich, die Pressesprecherin der Diözese, sagte zu den Äußerungen von Zollitsch und Marx: „Es gibt keinen Anlass für uns, das zu kommentieren.“ Doch so eine Reaktion kann auch ein Ex-Ministrant der Dompfarrei wie der Augsburger Katholik Celik Ablahat nicht nachvollziehen. „Mixa muss alle Ämter niederlegen, seine Schuld anerkennen und zur Aufklärung beitragen“, sagt der Kioskbesitzer am Dom.

Doch einfach die Bezüge von Mixa einzubehalten, wie das die religionspolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Grote, fordert, geht auch nicht. Mixas Gehalt beträgt nach Angaben des ARD-Magazins „Panorama“ 7900 Euro und wird vom Freistaat Bayern bezahlt. „Dazu sind wir verpflichtet, und solange Bischof Mixa im Amt ist, wird sich daran auch nicht ändern“, sagt Ludwig Unger, Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums. Im Konkordat von 1924 sei geregelt, dass hohe kirchliche Würdenträger, darunter Bischöfe und der Erzbischof, vom Staat bezahlt werden. Das Konkordat ermöglicht dem Freistaat zwar auch ein Vetorecht gegen die Ernennung von Bischöfen, allerdings sind die Voraussetzungen dafür sehr anspruchsvoll. „Wenn sich zum Beispiel jemand verfassungsfeindlich äußert, kann man politische Bedenken äußern“, sagte Unger. „Ein Mann wie Williamson wäre bestimmt kein potenzieller Kandidat für eine deutsche Bischofstelle.“ Der katholische Bischof Richard Williamson hatte die Existenz von Gaskammern im „Dritten Reich“ geleugnet.

Am 4. Mai wird sich das bayerische Kabinett mit allen bayerischen Bischöfen treffen. Hauptthema dürfte der Fall Mixa sein. Allerdings, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei, ist das Zusammentreffen als solches nichts Ungewöhnliches. „Das wird einmal jährlich gemacht.“ Die Organisation liegt beim Erzbistum München-Freising. Erzbischof Reinhard Marx legt auch fest, wen er einladen wird. Ob dazu auch Mixa gehören wird, ist höchst unsicher.

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