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Black Friday: Alles dreht sich um den Hamster

Nicht das iPhone oder einen anderen Computer wollten die Amerikaner dieses Jahr unbedingt kaufen. Die Droge im Kaufrausch der USA heißt Zhu Zhu.

New York - Ganz Amerika befand sich am Freitag im Einkaufsfieber. Der Tag nach Thanksgiving ist Black Friday. Was sich nach einem schlechten Tag an der Börse anhört, ist jedoch ein Traum für Schnäppchenjäger und ein Gradmesser für die Konsumlaune vor Weihnachten.

In diesem Jahr holten sich die New Yorker nicht für das Apple-iPhone oder den Dell Computer in der Nacht zum Freitag in New York kalte Füße, sondern für einen Hamster namens Zhu Zhu. Schlag zwölf um Mitternacht stürmten die Ersten Toys R Us auf dem Times Square. Der gigantische Spielzeugladen hatte eine eigene Warteschlange für Käufer des kleinen Spielzeugroboters eingerichtet und Tickets an die Wartenden verteilt. Denn, so ein Sprecher, „Zhu Zhu ist dieses Jahr das absolute Muss auf dem Gabentisch“. „Es ist das einzige Spielzeug, das meine Schwester sich zu Weihnachten wünscht“, erklärte denn auch Studentin Kaitlynn Blyth. Sie hatte sich schon am Abend in die Schlange eingereiht – samt Schlafsack, Thermoskanne und ihrem iPod – und ergatterte die kleine Robotermaus für 9,99 Dollar. Wenige Stunden später war sie ausverkauft.

Ganz nach dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ lockten Discounter und Warenhäuser am Schwarzen Freitag die US-Verbraucher mit tiefen Preisnachlässen. Denn gerade in diesem Krisenjahr sind die nächsten vier Wochen für den Einzelhandel so enorm wichtig. Macht er doch dann bis zu 40 Prozent seines Jahresumsatzes. Die Geschäfte öffnen früher – die Elektronikkette „Best Buy“ beispielsweise um fünf Uhr – und in Anzeigen und Werbespots schüren die Händler seit Wochen den Konsumrausch. Denn die schwerste Rezession seit der Great Depression vor 80 Jahren und die hohe Arbeitslosigkeit von 10,2 Prozent lasten heftig auf der Konsumentenlaune. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte wollen die Amerikaner dieses Jahr 15 Prozent weniger als 2008 ausgeben – und immerhin ein Drittel weniger als im wirtschaftlichen Boomjahr 2004. Im Schnitt sollen es jedoch weiterhin 600 Dollar pro Kunde sein.

Die Konsumenten sind bescheidener geworden. Der Wert ihrer Häuser ist als Folge der Immobilienkrise im Keller. Sie sind hoch verschuldet. Kommen Arbeitslosigkeit und Krankheit – 45 Millionen sind nicht versichert – hinzu, ist schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. Vor allem die Mittelschicht leidet schwer unter der Wirtschaftskrise. Rita Neubauer

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