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Grau in Weiß. Die Ostküstenbewohner müssen weiterhin mit Behinderungen rechnen.

© imago

Blizzard "Jonas" legt US-Ostküste lahm: Snowzilla wird müde

Die Ostküste der USA ist immer noch eingeschneit, aber vor allem in New York normalisiert sich die Lage.

Paul Kocin vom nationalen Wetterdienst hat die Dimension des Wintersturms an der amerikanischen Ostküste vorhergesagt. „Die Mechanismen, die zusammenkommen, sind schulbuchmäßig“, schrieb er in seiner Prognose. Er war nicht der Einzige, dessen Vorhersage korrekt war. Er ist jedoch der Experte, der das Schulbuch zu den „Nordöstlichen Schneestürmen“ geschrieben hat. Und er war sich schon eine Woche vor „Jonas“ sicher, dass es ein „Big One“, ein großer Sturm werden würde.

Washington, Philadelphia und New York sind lahmgelegt, Highways unpassierbar, praktisch kein Flugverkehr an der Mittleren Ostküste findet statt, kein öffentlicher Nahverkehr in den Metropolen, Millionen Menschen sind in ihren Häusern eingeschneit, Tausende in Autos steckengeblieben, mehrere tausend Unfälle, Hunderttausende ohne Strom. Es gab außerdem fast 20 Tote, die meisten starben bei Autounfällen, aber einige Menschen verunglückten auch beim Schneeschippen.

Insgesamt elf Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Von Freitagvormittag bis in die Nacht auf Sonntag hat es durchgehend geschneit. Wann Häuser wieder frei und Straßen wieder passierbar sein werden? Es könnte ein paar Tage dauern.

Schneechaos. In New York, Washington und Philadelphia ging lange nichts mehr. Doch viele Amerikaner machten das Beste aus der Situation.
Schneechaos. In New York, Washington und Philadelphia ging lange nichts mehr. Doch viele Amerikaner machten das Beste aus der Situation.

© AFP

Nicht nur für die Entstehung eines Sturms wie „Jonas“, den manche auch „Snowzilla“ nannten, müssen ein paar Dinge zusammenkommen. Auch dafür, dass die Auswirkungen so gravierend sind. Das Meteorologische, erklärt Kocin, resultiert aus dem Zusammentreffen eines kaltes Hochdruckgebiets und eines mächtigen warmen Niedrigdruckgebiets. Das ist an der amerikanischen Ostküste so typisch, da das Wasser hier warm bleibt, während die Luftmassen erkalten. Einige Meteorologen weisen darauf hin, dass ein starker El Nino und die globale Wassererwärmung solche Phänomene verstärken.

Die USA sind auf Winter chronisch schlecht vorbereitet

Man könnte meinen, dass die USA auf solche Wetterereignisse gut vorbereitet sind. Nach Stürmen wie „Sandy“ haben die Verantwortlichen auch viel getan. Manches, wie der Bau von weiteren Deichsystemen in New Jersey, ist an widerstreitenden Interessen von Kommunen gescheitert. Ein Stromnetz, das weitgehend über Land verlegt ist, bleibt anfällig. Jenseits der Zentren sind Wohnhäuser in der Regel nicht auf Dauer gebaut. Und ein Automobilland, das meint, Winterreifen seien eine europäische Spinnerei und Fahrschulen Luxus, wird auch bei weniger Schnee schnell lahmgelegt.

Am Sonntag jedoch begann sich das Leben wieder zu normalisieren. Zwar blieb in Washington, das im Zentrum des Sturms gelegen hat, der öffentliche Nahverkehr lahmgelegt und alle Veranstaltungen abgesagt. In anderen Städten, insbesondere in New York, lief das Leben aber wieder an. Highways wurden ab dem Morgen wieder freigegeben.

Trotz der Bus- und Metrosperre verabredeten sich in Washington am Sonntag über soziale Netzwerke Hunderte zu großen Schneeballschlachten. Dabei waren die Bewohner aufgefordert worden, Straßen auch weiterhin zu meiden, um den Schneepflügen, technischen Einsatzwagen und Notfallfahrzeugen nicht den Weg zu versperren.

In den weiträumig angelegten Wohngebieten Washingtons und anderer Städte glichen die Straßen auch am Sonntag noch einheitlichen weißen Flächen. Räumfahrzeuge waren hier noch nicht angekommen. Die Kinder hoffen dort auf weitere „Snowdays“ – also auf schneefrei.

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