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Blutbad von Sittensen: Prozess um siebenfachen Mord unterbrochen

Der Prozess um den siebenfachen Mord in einem China-Restaurant in Sittensen ist gleich nach Beginn unterbrochen worden. Er wird am 11. September fortgesetzt. Die Verteidigung hatte die Aussetzung wegen angeblich unvollständiger Akteneinsicht beantragt.

Das Gericht entsprach dem Antrag der Verteidigung, die nun die Möglichkeit hat, bis zum 10. September die Akten vollständig einzusehen, sagte der Vorsitzende Richter Hans-Georg Kaemena. Anders als in der Planung des Gerichtes vorgesehen kam Kaemena zum Prozessauftakt nicht dazu, die Anklagen gegen die fünf Männer verlesen zu lassen. Übereinstimmend kritisierten die zehn Verteidiger, die Ermittlungsakten nicht vollständig erhalten zu haben. Zudem seien die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft offenbar noch nicht abgeschlossen: Bis zum Prozessbeginn seien immer wieder einzelne Akten nachgereicht worden.Einer der Verteidiger der fünf aus Vietnam stammenden Angeklagten stellte einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht wegen der nach seiner Meinung unzureichenden Verfahrensvorbereitung.

Vor Gericht stehen fünf Vietnamesen im Alter zwischen 30 und 42 Jahren. Drei der Männer sollen direkt an dem Überfall auf das Restaurant und an der Tötung der Restaurantbesitzer und ihrer Angestellten beteiligt gewesen sein. Ihnen wird gemeinschaftlicher Mord und Raub vorgeworfen. Ein weiterer Angeklagter steht wegen schweren Raubes vor Gericht, der fünfte Tatverdächtige wegen Anstiftung zum Raub. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklagen vor allem auf eine ganze Reihe von Indizien. Außerdem wird ein 30-Jähriger von den Aussagen zweier Mitangeklagter belastet, die ihn mit einer Pistole in der Hand neben zwei Leichen gesehen oder ein Eingeständnis der tödlichen Schüsse von ihm gehört haben wollen.

Rechtsanwalt: Keine Vorverurteilungen

Der Befangenheitsantrag gegen das Gericht bezieht sich darauf, dass ein Nachrichtenmagazin in der vergangenen Woche umfangreiche Details aus den Ermittlungsakten veröffentlichte. Die Verteidiger sehen es als nicht mehr gewährleistet an, dass die ehrenamtlichen Schöffen noch unbefangen urteilen können. Der Bremer Rechtsanwalt und Verteidiger Bernhard Docke warnte zudem vor einer möglichen Vorverurteilung der Angeklagten. "Da kämen wir ja zu amerikanischen Verhältnissen, ich kann nur vor solchen Revolver-Verhältnissen warnen."

Bei dem Überfall auf das Lokal Anfang Februar starben das Inhaberehepaar und fünf ihrer Angestellten. Dem 30-jährigen Hauptangeklagten wird zur Last gelegt, mit einer Pistole die Todesschüsse abgegeben zu haben. Auch sein Bruder und ein weiterer Mann sollen direkt am Überfall beteiligt gewesen sein. Die beiden anderen Angeklagten sollen die drei Männer bei der Tat unterstützt haben.

Die sieben Opfer waren zum Teil gefesselt, misshandelt und schließlich erschossen worden. Ein Angestellter hatte das Verbrechen zunächst überlebt, starb aber im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage vor allem auf Indizien, aber auch auf Aussagen der Angeklagten. (mit ddp/dpa)

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