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Bolivien: Schwere Kämpfe zwischen Bergarbeitern

Bei Kämpfen um die Kontrolle einer lukrativen Zinn-Mine sind in Bolivien mindestens zwölf Bergarbeiter getötet worden. Mindestens 57 weitere Kumpel wurden nach Regierungsangaben teils schwer verletzt.

La Paz - Staatlich angestellte Arbeiter und arbeitssuchende lokale Kräfte gingen am Donnerstag in der Huanuni-Mine in den Anden mit Dynamit und Waffen aufeinander los. Der Sprecher von Präsident Evo Morales rief die Bergarbeiter in einer Erklärung zur Ruhe und zur Beendigung der "sinnlosen und brudermörderischen" Kämpfe auf.

Die Gewalt entzündete sich offenbar am Streit um die Arbeitsplätze in der rund 500 Kilometer südlich von La Paz gelegenenen Mine. Rund 4000 genossenschaftlich organisierte Bergarbeiter versuchten den Angaben zufolge, die lukrative Posokini-Ader in der Zinn-Mine zu übernehmen. Die Mine wird von bei der staatlichen bolivianischen Minen-Vereinigung Comibol angestellten Bergleuten betrieben, während ihre örtlichen Kollegen meist arbeitslos sind.

Zahl der Toten kann noch steigen

Lokalen Rundfunkberichten zufolge verschanzten sich die arbeitslosen Bergarbeiter in der Mine. Ein Rundfunksender in La Paz meldete hingegen, dass Armee und Polizei die Kontrolle über die Region um Huanuni wieder erlangt hätten. Innenministerin Alicia Munoz sagte, sie gehe davon aus, dass die Zahl der Toten noch steige, da einige Arbeiter bei den Kämpfen schwer verletzt worden seien.

Morales' Sprecher Juan Ramon Quintana äußerte sich entsetzt über das Ausmaß der Gewalt. Er kündigte die Einrichtung einer Kommission an, die den Frieden in der Region wiederherstellen solle. Die Ausbeutung der Zinnvorkommen in Bolivien ist seit der spanischen Kolonialzeit immer wieder Grund für blutige Kämpfe gewesen. Auch heutzutage bleibt Zinn ein kostbares Gut: Die Preise am Weltmarkt haben sich seit 2004 versechsfacht.

Gewerkschaft gibt Regierung die Schuld

Der Chef der Gewerkschaft der bolivianischen Minenarbeiter (FSTMB), Roberto Chavez, machte die Regierung Morales' für die Eskalation verantwortlich. Diese habe es versäumt, den umstrittenen Bergbau-Minister Walter Villarroel rechtzeitig zu entlassen, kritisierte Chavez. Der Konflikt habe sich seit Monaten angebahnt, sagte Pedro Montes von der bolivianischen Arbeitervereinigung. Er forderte einen besseren Schutz der Huanuni-Mine durch die Armee und eine Krisensitzung im Präsidentenpalast. Wegen der Auseinandersetzungen verschob die Regierung die für Donnerstag geplante Amtseinführung des neuen US-Botschafters in Bolivien. (tso/AFP)

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