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Panorama: Bonbon-Rosa hat noch Zukunft Beim New Yorker Bühnenpreis „Tony“ dominiert leichte Kost

Von Anna Schwan Die diesjährigen Nominierungen für die Tony Awards brachten einige Überraschungen und sangen ein Hohelied auf den Glanz und Glamour der guten alten Broadway-Zeit. Bonbon-rosa gegen Weltuntergangsstimmung: Wenn die Welt grausam scheint, so heißt es, zieht es die Menschen hin zu leichter Unterhaltung und dem Glauben an die schöne Welt der Shows.

Von Anna Schwan

Die diesjährigen Nominierungen für die Tony Awards brachten einige Überraschungen und sangen ein Hohelied auf den Glanz und Glamour der guten alten Broadway-Zeit.

Bonbon-rosa gegen Weltuntergangsstimmung: Wenn die Welt grausam scheint, so heißt es, zieht es die Menschen hin zu leichter Unterhaltung und dem Glauben an die schöne Welt der Shows. Das mag der Grund für die elf Nominierungen sein, die das Musical „Thoroughly Modern Millie" erhalten hat und mit denen es die Tony-Awards anführt, inklusive der Nominierung für das beste Musical. Den zweiten Platz teilen sich das sozialkritische Stück „Urinetown" und das Revival „Into the Woods".

„Thoroughly Modern Millie" ist die Bühnen-Adaption des gleichnamigen Films von 1967, spielt im New York der Roaring 20s. Es handelt von Millie, dem unverdorbenen Landmädchen aus Arkansas und ihren Versuchen, in der großen bösen Stadt ein gutes Mädchen zu bleiben. Und das bei der Suche nach einem Millionär zum Heiraten. Mit anderen Worten: bunte Kostüme, viel Tanz, alte Schlager und eine Zuckerbäcker-Skyline von Manhattan, die die WTC-Türme noch nicht kannte. Die bisherige Resonanz der Kritiker war zwiespältig, der Publikumserfolg eher mäßig. Obwohl das Musical vom Schicksal eines Mädchens im Jazz-Zeitalter handelt, was noch vor kurzem eine Garantie für einen Erfolg gewesen wäre, war das Publikum eher ungnädig. Das zeigt, dass leichte Kost nicht unbedingt auf offene Ohren stößt.

Ganz anders „Urinetown“: Nach einem ökologischen Desaster wird die Grundwasserversorgung drastisch reduziert und private Toiletten staatlich verboten. Die Folge: Gier, Korruption und Revolution. In alldem aber gibt es weiterhin die Hoffnung auf die große Liebe, ohne die kein Musical auskommen kann. Eine Gemeinsamkeit lässt sich aus den beiden Musicals wahrlich nicht ablesen. „Urinetown“ bekam zehn Nominierungen, nur eine weniger als „Millie“. Beide Inszenierungen müssen sich gegen das von ABBA inspirierte „Mamma Mia!“ und gegen „Sweet Smell of Success“ durchsetzen.

Der Tony ist der begehrteste Theaterpreis in den USA. Er wird jedes Jahr im Juni an Produktionen und Darsteller am New Yorker Broadway verliehen. Im Unterschied zum Vorjahr, als Mel Brooks Hit-Musical „The Producers“ 15 Nominierungen und später 12 Preise gewann, verteilen sich die Nominierungen der Theatervereinigung American Theatre Wing jetzt auf etliche Werke. So ist kein klarer Favorit auszumachen. Das Theaterstück „The Graduate“ (Die Reifeprüfung) mit Kathleen Turner in der Rolle, die Anne Bancroft neben dem jungen Dustin Hoffman im gleichnamigen Film spielte, ging leer aus.

Das ebenfalls neu bearbeitete Musiktheaterstück „Into the Woods“ erhielt zehn Nominierungen. Unter den Theaterstücken dürfen „Top Dog/Underdog“ von Suzan-Lori Parks, die dafür einen Pulitzer-Preis gewann, Edward Albees „The Goat“ und Mary Zimmermans mythologisches Stück „Metarmorphosis“ hoffen; nominiert wurde auch Mike Poultons „Fortunès Fool“.

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