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© AFP

Brände in Kalifornien: ''Das ist die Hölle''

Die Feuer im Süden Kaliforniens haben sich dramatisch ausgeweitet und den Bundesstaat zur größten Evakuierungsaktion in seiner Geschichte gezwungen. Mehr als 300.000 Menschen sind auf der Flucht vor der Flammenwalze.

Die Feuer rollen vom Landesinneren immer weiter auf die Großstädte an der Küste zu. In San Diego flüchten sich die Menschen ins Footballstadion der San Diego Chargers und richten sich in Campingzelten auf einen längeren Aufenthalt ein. "Das ist die Hölle", sagte ein Vater, der mit seiner Frau und zwei Kindern aus seinem bedrohten Haus geflohen war, dem Sender CNN.

Auf dem Stützpunkt Camp Pendleton nördlich von San Diego bereiten sich rund 60.000 Marineinfanteristen und ihre Familien darauf vor, in Sicherheit gebracht zu werden. 600 Marines wurden zur Unterstützung der Feuerwehr in die Brandgebiete entsandt. Die Stadt Ramona im Osten San Diegos mit 36.000 Einwohnern ist nach Fernsehberichten bereits vollständig geräumt.

Pentagon schickt Löschflugzeuge in die Region

Nach Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat auch US-Präsident George W. Bush für Kalifornien den Notstand ausgerufen. Damit kann Bundeshilfe aus Washington anrollen. Außerdem entsandte Bush seinen Heimatschutzminister Michael Chertoff in die Region. In einer kurzen Erklärung sagte der Präsident, die Regierung fühle mit den Menschen im Katastrophengebiet und bete für sie. Das Pentagon hat sechs große Löschflugzeuge aus Wyoming und North Carolina in die Region geschickt. Auch 1200 Nationalgardisten unterstützen die zunehmend erschöpften Feuerwehrleute.

Insgesamt toben von der mexikanischen Grenze bis Santa Barbara nördlich von Los Angeles 14 riesige Brände, die von den sogenannten Santa-Ana-Föhnwinden mit Sturmstärke weiter angefacht werden. Auch im Prominentenort Malibu kämpfen Feuerwehrleute weiter gegen Flammen. Hier ist der Brand nur zu zehn Prozent eingedämmt, wie die Behörden berichteten. In San Diego befürchten die Experten, dass sich die Flammen bei gleichbleibendem Wetter durch die Stadt bis zur Pazifikküste fressen könnten. Bislang wurden nach Angaben von San Diegos Bürgermeister Jerry Sanders etwa 1000 Häuser in Schutt und Asche gelegt.

Krankenhäuser sind überlastet

Mindestens ein Mensch, vermutlich ein illegaler Einwanderer aus Mexiko, kam seit dem Wochenende in den Flammen ums Leben, mindestens 40 Menschen wurden verletzt. In den Krankenhäusern in San Diego sind die Abteilungen zur Behandlung von Verbrennungsopfern völlig überlastet, berichtete CNN.

Insgesamt sind 20 Millionen Menschen von den Bränden betroffen. In der Millionärsstadt Malibu öffnete der Medienmogul David Geffen CNN zufolge sein Hotel für Flüchtlinge und Feuerwehrleute. Im Bezirk Orange verlegten Polizeikräfte 1000 Häftlinge aus einem von den Flammen bedrohten Gefängnis in eine andere Unterkunft. Tausende von Feuerwehrleuten kämpfen gegen die Flammen, konnten jedoch bis zur Stunde keinen der Brände unter Kontrolle bekommen. Löschhubschrauber und -flugzeuge sind ständig im Einsatz. "Wir tun aber auch alles, um auch vom Boden aus die Wohnhäuser zu retten", sagte ein Feuerwehrmann.

"Seht zu, dass Ihr wegkommt"

Dichter Rauch und orkanartige Winde behindern die Löscharbeiten. Eine Entspannung ist in den kommenden Tagen nicht in Sicht, sagen Meteorologen. Sie rechnen weiterhin mit Tagestemperaturen von über 30 Grad und heftigen Winden. Ein Bewohner rief die Menschen im Fernsehen auf: "Seht zu, dass Ihr wegkommt." Auch zahlreiche Bürgermeister appellierten an die Kalifornier, ihre Häuser so schnell wie möglich zu verlassen und nur das Nötigste mitzunehmen, um sich und ihre Familien vor den Flammen zu retten. Über weiten Teilen des Staates färben die Flammen den Himmel gelb-orange. "Es riecht hier überall wie an einem riesigen Lagerfeuer", berichtete ein Augenzeuge. (mit dpa)

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