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Brand in Ludwigshafen

© dpa

Brand in Ludwigshafen: Tragödie im Fastnachtstrubel

Als die Brandkatastrophe ihren Lauf nimmt, herrscht in großen Teilen Ludwigshafens noch ausgelassene Feierstimmung. Zunächst ist "nur" von etwa 60 Verletzten die Rede - erst später wird klar, wie groß das Ausmaß der Tragödie tatsächlich ist.

Kurz nach dem großen Fastnachtsumzug durch die Stadt am Rhein, der etwa 250.000 Besucher angelockt hatte, stand in der Innenstadt plötzlich ein Wohnhaus lichterloh in Flammen. In dem viergeschossigen Backsteinbau spielte sich am Sonntagnachmittag eine Tragödie ab, deren Ausmaß sich den Rettungskräften erst nach und nach erschloss.

Zunächst war "nur" von etwa 60 Verletzten die Rede, in den Trümmern des Hauses bot sich den Helfern dann aber ein grausiger Anblick: Acht Leichen fanden sie dort. Eine weitere Frau starb im Krankenhaus. Zu den Toten zählten nach ersten Erkenntnissen auch fünf Kinder.

Auch in dem Eckgebäude in unmittelbarer Nähe zum Rathaus dürfte vor dem Ausbruch der Katastrophe noch Fastnachtsstimmung geherrscht haben. An dem Haus war kurz zuvor der gemeinsame Ludwigshafen-Mannheimer Fastnachtsumzug vorbeigezogen. Die Polizei geht davon aus, dass sich zum Zeitpunkt des Feuerausbruchs deshalb deutlich mehr Menschen in dem vor allem von Türken bewohnten Gebäude aufhielten als eigentlich dort leben - um den Umzug live zu verfolgen. Polizeilich gemeldet sind dort nach ersten Angaben nur 24 Menschen.

Schaulustige in Fastnachtverkleidung

Nach dem Eintreffen der Rettungskräfte spielten sich dramatische Szenen in und um das brennende Haus ab: Bewohner des Gebäudes warfen Kinder in die Arme von Helfern, um sie vor den Flammen zu bewahren. Ein großes Aufgebot der Feuerwehr versuchte zu retten, was noch zuretten war. Auf einem Parkplatz direkt neben dem Haus versammelten sich unterdessen zahlreiche Schaulustige, manche von ihnen noch in ihrer Fastnachtsverkleidung.

Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, wie groß das Ausmaß der Tragödie tatsächlich sein würde. Am frühen Abend bekamen die Verantwortlichen von Stadt und Feuerwehr zunächst die Nachricht, dass in den Trümmern des Hauses ein totes Kind und eine tote Frau gefunden worden seien. Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU), die selbst den Unglücksort besuchte, zeigte sich in diesem Moment bereits sichtlich bestürzt. "Man hat sofort gemerkt, dass hier ein schlimmer Brand tobt", sagte sie.

Bizarrer Gegensatz

Erst im Laufe des Abends und der Nacht zeigte sich dann aber, dass das Feuer noch deutlich mehr Menschenleben gefordert hatte. Die Feuerwehrleute hatten das Gebäude zunächst nicht betreten können, weil das Dach zu großen Teilen in sich zusammengefallen war und weitere Einsturzgefahr bestand. Die Ursache für den Brand blieb zunächst unklar.

Für die Rettungskräfte bot sich auf dem Nachhauseweg dann ein bizarrer Gegensatz. In den Kneipen umliegender Straßen wurde noch fröhlich Fastnacht gefeiert, auf die Straße drangen Partylieder und ausgelassenes Lachen. Welche Tragödie sich nur wenige Meter entfernt abgespielt hatte, hatte sich zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht herumgesprochen.

Marc Strehler[dpa]

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