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Brandbekämpfung: „Waldmanagement kann das Risiko verringern“

Feuerökologe Christophe Neff über Ursachen der Brände im Mittelmeerraum und ihre Vermeidung.

Herr Neff, in Südeuropa standen und stehen auch in diesem Jahr wieder Wälder in Flammen. Wie lassen sich Brände dieser Dimension bekämpfen?

Die sogenannten „Large Fire“ oder Konvektionsfeuer haben ihre eigene Thermodynamik und sind ab einer gewissen Größe nicht mehr zu bekämpfen. Es gibt da eine Faustregel: 30 Minuten nach Entzündung – nicht nach Entdeckung, das ist ein gewaltiger Unterschied –, muss ein Feuer zwar nicht gelöscht, aber eingedämmt sein. Sonst ist das Risiko, dass es unkontrollierbar wird, zu groß.

Wie kann man die Menschen denn dennoch aus dem Feuer rausholen?

Eine gut organisierte Feuerwehr, wie es sie in den USA gibt, in Frankreich und in Teilen auch in Spanien, kann im Normalfall Menschen retten. Aber sie kann die Feuer nicht mehr löschen. Bei diesen großen Feuern kann sie nur noch verzögern. Man muss sich natürlich darüber klar sein, dass man in seine Feuerwehr vorher viel Geld reinstecken muss. In Deutschland haben wir keine solche Feuerwehr.

Halten Sie eine europäische Feuerbekämpfungstruppe für sinnvoll, vielleicht auch, um die Kosten zu teilen?

Das ist eine schöne Idee, die jedes Jahr von Politikern vorgebracht wird. Natürlich sollte die Feuerwehr in diesen Ländern professionalisiert und modernisiert werden. Dazu braucht man aber keine europäische Eingreiftruppe.

Wie könnte die Zahl der Brände gesenkt werden?

Durch ein besseres Waldmanagement: Wenn die Wälder, die Freiflächen wieder bewirtschaftet werden, dann sinkt das Risiko eines Waldbrandes. Es gehört allerdings zum Mittelmeergebiet dazu, dass es dort regelmäßig brennt. Das unterscheidet mediterrane Ökosysteme von vielen anderen. Das Problem am mediterranen Ökosystem ist, dass die Remineralisation dort über Feuer stattfindet: Es baut sich Biomasse ab, die früher durch Landwirtschaft und Beweidung aus dem System entnommen wurde. Und wenn es mal gebrannt hat, waren das eigentlich keine so verheerenden Waldbrände. Jetzt ist Fakt: In 90 Prozent aller Länder reichert sich die Biomasse unkontrolliert an, und irgendwann brennt es. Da ist es primär unerheblich, wer das anzündet. Das Problem ist die große Biomasse.

Christophe Neff ist Feuerökologe an der Universität Karlsruhe. Der Spezialist für Mittelmeerwälder beschäftigt sich mit Ursachen und Folgen großer Waldbrände.

Das Gespräch führte Rita Nikolow.

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