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Bremen: Pinselstrich gegen Diebstähle

Einbrecher, Gelegenheitsdiebe und Tankstellenräuber werden es in Bremen künftig schwerer haben. Denn die Kriminellenhochburg an der Weser startet jetzt ein angeblich bundesweit einmaliges Abschreckungsprojekt mit "künstlicher DNA" – einer Tinktur zur Markierung von Wertgegenständen.

Ziel der Kennzeichnung: Diebesgut lässt sich leichter den rechtmäßigen Eigentümern zuordnen, und Kriminelle werden deshalb von vornherein abgeschreckt.

Zunächst werden an 143 Schulen Bremens und Bremerhavens alle diebstahlgefährdeten Geräte markiert – vom E-Piano bis zum Computer, Drucker oder Projektor. Die Erfinder der Tinktur verwenden das Kürzel DNA, weil jede Portion einzigartig ist wie das Erbgut eines Lebewesens. So können nun auch Gegenstände individuell gekennzeichnet werden. Jeder Projektteilnehmer erhält ein Röhrchen mit einer Kunst-DNA, die jeweils nur für ihn produziert wurde. Mit einem dicken Pinselstrich lassen sich dann alle Wertsachen kennzeichnen. Die holländische Herstellerfirma speichert die Daten der Teilnehmer und ihre jeweilige Tinkturkennung.

Eigentlich ist die Kunst-DNA zwar unsichtbar, aber sie leuchtet unter Ultraviolettlicht. Daher können Polizisten zum Beispiel verdächtige Flohmarktstände mit einer UV-Lampe überprüfen. Wird dabei eine Markierung sichtbar und kann der Verkäufer keinen Eigentumsnachweis vorlegen, nehmen die Fahnder die Ware mit, und anhand der gespeicherten Haushaltsdaten wird dann der wahre Eigentümer ermittelt.

Am kommenden Freitag, kurz vor Ende der Herbstferien, will Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) in einem Bremer Schulzentrum die ersten Geräte mit dem „Wundermittel“, wie Mäurer sagt, einpinseln. Insgesamt sollen alle 19 Berufsschulen und die meisten allgemeinbildenden Schulen Bremens und Bremerhavens damit ihre Wertgegenstände sichern. Die Kosten übernimmt die Bildungsbehörde mit Unterstützung der Handwerkskammer.

Voraussichtlich ab November werden auch Privathaushalte in zunächst zwei Stadtteilen dazu aufgefordert, ihre Wertsachen mit Kunst-DNA zu markieren. Hier tragen ausgewählte Hausratsversicherungen die Kosten – laut Innensenator rund 75 Euro pro Fläschchen. In einem dritten Schritt können dann Tankstellen, Banken oder Drogerien mitmachen: Sie sollen über ihrer Eingangstür eine „DNA-Dusche“ installieren. Bei einem Überfall lässt sich der Flüssigkeitsspender per Knopfdruck aktivieren; beim Flüchten löst der Räuber über einen Bewegungsmelder die Sprühdusche aus, und die (angeblich unschädliche) Kunst-DNA bleibt wochenlang an ihm haften. Hat die Polizei später einen Verdächtigen im Visier, kann sie per UV-Lampe feststellen, ob er der Täter war. Allerdings darf sie nicht ohne konkreten Verdacht massenhaft zum Lichttest greifen.

In Großbritannien und Holland wurden bereits gute Erfahrungen mit dieser Methode gemacht. Bestimmte Deliktzahlen seien dort um bis zu 80 Prozent gesunken, heißt es bei der Bremer Polizei. Datenschützer haben bisher keine Bedenken. Probleme könnte es allenfalls geben, wenn ein Eigentümer seine markierten Objekte verkauft. Der Besitzerwechsel sollte unbedingt in der Datenbank vermerkt werden.

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