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Panorama: "Britischer Mengele": Arzt soll 297 Patienten ermordet haben

Für die "Times" ist er "ein britischer Mengele" und "Großbritanniens schlimmster Verbrecher seit Jahrhunderten": Der Hausarzt Harold Shipman (55), der bereits eine lebenslängliche Haftstrafe wegen 15-fachen Mordes verbüßt, hat nach einem am Freitag veröffentlichten Regierungsbericht insgesamt bis zu 297 Patienten auf dem Gewissen. Als Motiv gilt ein Gefühl von Allmacht, das der "Halbgott in Weiß" empfand, wenn er sich zum Herrn über Leben und Tod aufschwang.

Für die "Times" ist er "ein britischer Mengele" und "Großbritanniens schlimmster Verbrecher seit Jahrhunderten": Der Hausarzt Harold Shipman (55), der bereits eine lebenslängliche Haftstrafe wegen 15-fachen Mordes verbüßt, hat nach einem am Freitag veröffentlichten Regierungsbericht insgesamt bis zu 297 Patienten auf dem Gewissen. Als Motiv gilt ein Gefühl von Allmacht, das der "Halbgott in Weiß" empfand, wenn er sich zum Herrn über Leben und Tod aufschwang.

Der Verfasser des Berichts, Richard Baker, verglich die Todeszahlen unter Shipmans Patienten mit denen anderer Hausärzte in der Region Manchester und listete auf, wann und wo die Patienten starben und ob Angehörige dabei waren. Shipman begann vermutlich schon als junger Arzt damit, Patienten mit Giftspritzen umzubringen. Im Laufe der Jahre habe er dies dann in immer kürzeren Abständen getan. "Diese Analyse ist eine beklemmende Lektüre", sagte am Freitag der höchste Beamte im britischen Gesundheitswesen, Liam Donaldson. "Aber alles deutet darauf hin, dass ein Arzt mit einer so bösen und makabren Motivation wie Harold Shipman eine absolute Ausnahme ist."

Eine Untersuchungskommission soll nun herausfinden, wie es sein konnte, dass Shipmans Machenschaften fast ein Vierteljahrhundert lang unentdeckt blieben. Denn der großväterlich aussehende Doktor mit Brille und weißem Bart war "ein hoffnungslos inkompetenter Mörder" ("The Independent"). Seine typischen Opfer waren ältere Patientinnen, die bis auf ein paar leichte Beschwerden gesund waren. Dennoch wurden sie alle eines Tages tot in ihrer Wohnung gefunden: meist in einem Lehnstuhl, oft mit einer halb vollen Tasse Kaffee. Sie seien "ganz sanft entschlafen", versicherte der Arzt dann den fassungslosen Familienmitgliedern.

Als ein Beerdigungsunternehmer misstrauisch wurde, ließ sich die Polizei schnell von Shipman abwimmeln. Erst nachdem er auf plumpe Art ein Testament gefälscht hatte, begannen 1998 ernsthafte Ermittlungen. Aber selbst als die Polizei nachts auf dem Friedhof Dutzende von Leichen ausgrub, waren die meisten seiner über 3000 Patienten noch von seiner Unschuld überzeugt.

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