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Brückeneinsturz: Unwirkliche Szenen in Minneapolis

"Ich dachte, ich würde sterben", berichtet einer der Augenzeugen des Brückeneinsturzes in Minneapolis. Das zusammenbrechende Bauwerk wirbelte Autos wie Spielzeug durch die Luft.

Ohrenbetäubender Lärm, dann Schreie, als die Autos in die Tiefe stürzten - viele Anwohner von Minneapolis glaubten zunächst an ein Erdbeben oder einen Flugzeugabsturz. Doch wer sich auf der 20 Meter hohen achtspurigen Brücke über den Mississippi befand, musste erleben, was wirklich vor sich ging. "Ich sah, wie die Brücke vor mir einstürzte", berichtet Peter Siddons, der wie viele andere Autofahrer im Feierabendverkehr auf der Autobahnbrücke feststeckte. "Sie brach vor meinen Augen Stück um Stück weiter zusammen, bis ich an der Reihe war." Dann stürzte Siddons in seinem Wagen mit der Brücke in die Tiefe.

"Ich dachte, ich würde sterben. Ich dachte wirklich, das sei es gewesen", erzählt Siddons weiter. Doch er hatte Glück: Sein Wagen wurde nicht in die Luft geschleudert, sondern prallte lediglich gegen das Auto vor ihm. Nur leicht verletzt sprang er über eine Spalte, wo einst die Fahrbahnen waren, und kletterte dann dahinter über einen verbliebenen steilen Teil der Autobahn zurück auf festen Grund. "Es war alles so unwirklich", sagte Ramon Houge, der sich ebenfalls auf der Brücke befand.

Schulkinder mit Glück im Unglück

Eine riesige Staubwolke stand mittlerweile über dem Unglücksort, Flammen schlugen auf. Auch ein vollbesetzter Schulbus befand sich auf der Brücke, einer 40 Jahre alten Stahlkonstruktion. Doch die 60 Kinder hatten Glück, sie konnten das Fahrzeug durch die hintere Tür verlassen, während in unmittelbarer Nähe ein Sattelschlepper, der durch den Einsturz in zwei Teile gerissen worden war, in Flammen aufging. Zehn der Schulkinder wurden ins Krankenhaus gebracht.

Catherine Yankelevich hatte weniger Glück als Siddons, sie stürzte mit ihrem Wagen in die kalten Fluten. "Die Brücke brach ein, Autos wurden durch die Luft geschleudert, und ich sah das Wasser näher kommen." Dennoch gelang es der Frau, sich durch das Fenster aus ihrem sinkenden Fahrzeug zu befreien und an Land zu schwimmen.

Leichen und Autos trieben zwischen den Trümmern im Wasser

Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht auf der Brücke befunden hatten, rannten herbei, um den Verunglückten zu helfen. Rund 60 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen waren eingekeilt zwischen Metall- und Betonteilen. Leichen und Autos trieben zwischen den Trümmern im Wasser. Die herbeigeeilten Rettungskräfte arbeiteten fieberhaft, um möglichst alle Opfer noch vor dem Einbruch der Dunkelheit zu bergen. Doch die herannahende Nacht und ein heraufziehendes Gewitter führten zur vorübergehenden Einstellung der Rettungsarbeiten. Bis dahin wurden mindestens vier Leichen geborgen, weitere 20 Menschen wurden noch vermisst.

Die etwa 20 Meter hohe, achtspurige Autobahnbrücke über den Mississippi war 1967 für den Verkehr freigegeben worden. Während des Unglücks wurden Reparaturarbeiten an der Brücke ausgeführt, und in beiden Richtungen war nur eine Fahrspur für den Verkehr freigegeben. Der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, versicherte, es habe kein nach Angaben des Verkehrsministeriums des Bundesstaats kein "strukturelles Problem" mit dem Bauwerk gegeben. Die Brücke sei zuletzt 2005 und 2006 inspiziert worden. Bei den laufenden Reparaturen habe es sich lediglich um Betonarbeiten gehandelt. Die 581 Meter lange Brücke, von der 300 Meter über Wasser sind, wird von 14 Pfeilern getragen.

Joy Powell[AFP]

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