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Brunner-Prozess: Lehrer der Angeklagten: Sie waren völlig unauffällig

Im Brunner-Prozess sagen die Lehrer der Angeklagten aus. Sie wussten wenig über die Schüler, zu wenig, wie einer meint.

Aggressive Kinder fallen Lehrern auf. Fleißige, die besonders gut mitmachen, auch. Zurückhaltende Schüler dagegen rutschen durch. Das kann fatal sein, wenn hinter der ruhigen Fassade der Kinder Verlorenheit steht. Enge Beziehungen zu ihren Lehrern fehlten auch den beiden Angeklagten im Prozess um die Tötung des Geschäftsmannes Dominik Brunner. Eine Lehrkraft der Münchner Grundschule, die der Angeklagte Sebastian L. besucht hat, sagte dem Tagesspiegel selbstkritisch: „Wir können uns nur mit Mühe an ihn erinnern. Und sind erschüttert darüber, wie wenig uns von diesem Jungen im Gedächtnis geblieben ist.“

Auch die Lehrer, die am Montag als Zeugen im Prozess um den getöteten Dominik Brunner gehört wurden, wussten wenig über die Schüler. „Er ist mitgeschwommen in der Masse und weder negativ noch positiv aufgefallen“, meint die 34-jährige Realschullehrerin von Markus S. Selbst als er, der in der siebten Klasse den Sprung von der Haupt- auf die Realschule schaffte, so schlechte Noten hatte, dass er das achte Schuljahr wiederholen musste, war das für seine Lehrerin kein Anlass, das Gespräch mit den Eltern zu suchen. Er habe ja die Fünfer nicht in ihrem, sondern in anderen Fächern gehabt, sagte die Klassenlehrerin auf die Nachfrage des Vorsitzenden Richters Reinhold Baier: „Ich fand es nicht so gravierend, dass man die Eltern informieren muss.“ In der achten Klasse fiel Markus S. noch ein zweites Mal durch. Er wurde auf die Hauptschule zurückgestuft. Das entsprechende Zeugnis habe er, so die Realschullehrerin, ohne besondere Reaktion in Empfang genommen.

Eine klassische Verliererkarriere: mehrmals durchgefallen, aus der Hauptschule wegen zu vieler Fehlzeiten geflogen, eine berufsvorbereitende Maßnahme vermasselt. Immer seltener nahm Markus S. an dem Unterricht der Berufsschule teil. Und wenn er da war, habe er „eigentlich immer seine Musik im Ohr gehabt und die Schule und den Tag einfach über sich ergehen lassen“, schildert der Lehrer.

Wegen der verschiedenen Zeugenaussagen zum Tatgeschehen hat das Gericht vier zusätzliche Verhandlungstage angesetzt, für den 2., 4. und 28. August. Der voraussichtlich letzte Termin ist für den 6. September angesetzt. Ursprünglich war ein Urteil für den 29. Juli geplant gewesen. Darüber hinaus sei noch nicht entschieden, ob es eine Ortsbesichtigung am S-Bahnhof Solln geben werde, wo der Manager im September 2009 starb, hieß es.

Monika Goetsch

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