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Panorama: Büroleiter von Tom Koenigs in Haft Dringender Verdacht

des Kindesmissbrauchs.

Berlin/Gießen - Wegen des Vorwurfs des schweren Kindesmissbrauchs in 163 Fällen ist der Büroleiter des prominenten Grünen-Politikers und Bundestagsabgeordneten Tom Koenigs in Untersuchungshaft genommen worden. Der 61-jährige Mann soll über Jahre hinweg drei Mädchen und einen Jungen im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren sexuell missbraucht haben. Koenigs zeigte sich „schockiert“. Er habe am Mittwoch vergangener Woche einen anonymen Brief aus Gießen erhalten, erklärte Koenigs. Den Brief habe er noch am selben Tag der Polizei in Berlin übergeben. Daraufhin seien am vergangenen Freitag sein Wahlkreisbüro und das Privathaus seines Mitarbeiters durchsucht worden. Zu den Vorwürfen selbst, die ihn „völlig überrascht“ hätten, könne er nichts sagen.

Tom Koenigs wurde in den 90er Jahren bekannt, als er als Stadtkämmerer von Frankfurt/Main die Stadtfinanzen sanierte. Er war UN-Sondergesandter im Kosovo, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung und leitete ab 2005 die UN-Friedensmission in Afghanistan. Seit 2009 sitzt er im Bundestag.

Die Spitze der Grünen-Bundestagsfraktion reagierte erschüttert. „Kindesmissbrauch ist ein furchtbares Verbrechen, das natürlich in aller Härte juristisch geahndet werden muss“, sagte die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt am Mittwoch in Berlin auf einer Pressekonferenz, in der die neugewählte Fraktionsspitze eigentlich hauptsächlich ihre politischen Ziele vorstellen wollte. „Wir sind alle sehr erschüttert“, sagte Göring-Eckardt.

Die Grünen stehen seit Wochen wegen Vorwürfen zur Duldung von Pädophilie in ihrer Gründungszeit unter Druck. Auf die Frage, ob sie sicher sei, dass die CSU nach Bekanntwerden des Gießener Falls noch eine schwarz-grüne Koalition ausloten wolle, bemühte sich Göring-Eckardt um eine Trennung beider Komplexe. „Wenn man auch von deren Seite ernsthaft in so ein Gespräch hineingehen will, dann wird man jetzt nicht Vorwürfe, die zu Recht in Bezug auf die Vergangenheit von Bündnis 90/Die Grünen vorgebracht werden, in Zusammenhang bringen mit einem Fall staatsanwaltlicher Ermittlungen, die von uns selbst direkt und sofort angestoßen worden sind.“

Die Grünen in Hessen reagierten ebenfalls bestürzt auf den Vorgang. „Kindesmissbrauch ist ein schreckliches Verbrechen. Deshalb ist es gut und richtig, dass Tom Koenigs den anonymen Brief, den er mit diesen Vorwürfen erhielt, sofort an die Polizei weitergeleitet hat“, sagt der Politische Geschäftsführer der Grünen, Matthias Münz. Seine Partei sei sich sicher, dass Polizei und Staatsanwaltschaft den Vorwürfen akribisch nachgehen werden. „Es liegt jetzt in deren Händen, genau zu ermitteln und aufzuklären.“ Auch in Hessen gibt es Sondierungsgespräche zwischen CDU und Grünen. Von der Führung der hessischen CDU wollte sich aber keiner zu dem Fall äußern.

Der unter Verdacht stehende Büroleiter von Tom Koenigs ist auch stellvertretendes Mitglied im Parteirat der hessischen Grünen und Mitglied der grünen Kreistagsfraktion in Gießen. Tsp/AFP/dpa

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