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Panorama: Bus-Unglück: Der Lastwagen fuhr zu schnell

Das schwere Busunglück in Österreich mit acht getöteten deutschen Jugendlichen ist offenbar durch die zu hohe Geschwindigkeit eines Lastwagens ausgelöst worden. Das berichtete die Polizei am Dienstag in der Nähe des Unglücksortes Melk nach der Auswertung der Tachoscheibe.

Das schwere Busunglück in Österreich mit acht getöteten deutschen Jugendlichen ist offenbar durch die zu hohe Geschwindigkeit eines Lastwagens ausgelöst worden. Das berichtete die Polizei am Dienstag in der Nähe des Unglücksortes Melk nach der Auswertung der Tachoscheibe. Der Anhänger des Lastwagens hatte den entgegenkommenden, mit 63 Menschen besetzten Reisebus bei der Einfahrt in eine Baustelle gerammt und der Länge nach aufgeschlitzt. Nach unbestätigten Berichten war der Lastwagen mit 87 statt der an dieser Stelle zugelassenen 60 km/h unterwegs.

Die Angaben des Lastwagenfahrers, ein technischer Defekt sei für das Umkippen seines Anhängers verantwortlich, wird nach Angaben der leitenden Staatsanwaltschaft in St. Pölten überprüft.

Der LKW-Fahrer muss sich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.

Die meisten der Überlebenden des Busunglücks waren am Dienstag wieder bei ihren Angehörigen in Deutschland. Sie reisten in einem Sonderwagen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) am späten Montagabend nach München, Ulm und Stuttgart. Die Jugendlichen stehen immer noch unter schwerem Schock. Die Jungen und Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren waren auf dem Weg zu ihrem Urlaubsort am ungarischen Plattensee.

21 Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, sechs von ihnen schwer.

Als erste Reaktion auf den schweren Unfall führte die Polizei bei Melk stundenlange Geschwindigkeitskontrollen mit Radar und Zivilstreifen durch. Das Innenministerium kündigte an, dass in Kürze fest installierte Radargeräte in Baustellenbereichen der Westautobahn (A 1) aufgestellt werden. Innerhalb der Baustellen soll auch mehr Platz für kontrollierende Polizeifahrzeuge geschaffen werden.

Das Unglück hat eine Diskussion über den Zustand des Autobahnnetzes und eine möglicherweise falsche Verkehrspolitik ausgelöst. Die "Kronenzeitung" titelte am Dienstag mit "Todesfalle Westautobahn". In der Tat ist die Häufung schwerer Unfälle auf dieser knapp 300 Kilometer langen Strecke zwischen Wien und Salzburg auffällig. Gründe werden viele angeführt. An der Spitze werden die Raserei der Einheimischen und vieler Touristen sowie die zahlreichen Großbaustellen genannt. 90 Prozent aller Autofahrer halten sich nach Messungen der Polizei in den Baustellenbereichen nicht an die vorgeschriebenen 80 km/h. Selbst die Lastwagen seien dort meist mit Tempo 90 unterwegs. Noch schlimmere Ergebnisse gab die Messung in den Baustelleneinfahrten, wo 60 km/h als Höchstgeschwindigkeit erlaubt sind. Hier war der Großteil der Autos zwischen 65 und 120 km/h unterwegs. Die Tempolimits müssten nach Meinung von Experten schärfer überwacht werden, verlangen Experten. Doch die Polizei winkt mit Hinweis auf den Personalmangel ab. Die Beamten in den Gemeinden seien auch nicht in der Lage, eine dadurch erwartete Anzeigenflut zu bewältigen.

Katastrophale Zustände

Andere Experten weisen auf "himmelschreiende Zustände" hin, weil der Straßenbelag auf dem Teilstück bei Melk bereits 42 Jahre alt ist. "Ein Belag aus der mittleren Steinzeit der Automobilgeschichte", schimpft am Dienstag die Zeitung "Salzburger Nachrichten". Obwohl die Autofahrer mit Steuern, Vignettenkauf und Mautgebühren ihren Beitrag leisteten, "bietet die Republik Österreich als Gegenleistung jede Menge Todesfälle". "Diese Gesellschaft hat ein Recht auf menschenwürdige Straßen".

Die staatlichen Straßenbauer versichern, die Generalsanierung der Westautobahn könne nicht vor dem Jahr 2010 abgeschlossen sein. Sonst müssten noch mehr Baustellen eingerichtet werden. Mehr als die heutigen vier Baustellen mit jeweils rund zehn Kilometern sei den Autofahrern nicht zuzumuten. Auch längere Baustellen kämen nicht in Frage, weil die Konzentrationsfähigkeit nach zehn Kilometern drastisch abnehme. Selbst mehrere kürzere Reparaturbereiche werden nicht erwogen. Denn dann gäbe es noch mehr Ein- und Ausfahrten in diesen Zonen. Die sind aber nach allen Untersuchungen besonders unfallträchtig, wie auch der Unfall am Montag bei Melk bestätigte.

Viele Autofahrer wundern sich jedoch, das einige Großbaustellen oft einen verwaisten Eindruck machen. Sie verlangen, dass dort mit Hochdruck Tag und Nacht gearbeitet wird. Doch besonders die Schichten in der Dunkelheit sind teuer und werden zudem oft von den Behörden nicht erlaubt, behaupten die Straßenbauer.

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