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Bush-Abrechnung: Kampf um Geronimos Kopf

Erben des Apachen-Häuptlings klagen gegen die Studentenverbindung der Bushs in Yale auf Übergabe seines Schädels. Es geht um Knochen, Geheimrituale und Legenden.

Die Klage ist ungewöhnlich. Es geht um einen Totenkopf und Knochen, um makabere Geheimrituale einer Studentenverbindung in Yale, der auch zwei lebende US-Präsidenten angehören, samt der Frage, ob sie dem berühmten Indianerhäuptling Geronimo die ewige Ruhe verweigern. Dazu geht es um Legenden, die zur Aura der Familie Bush gehören, die diesen Streit kaum unbeschadet überstehen wird. So passt die Klage, die Geronimos Erben zu seinem 100. Todestag beim Bundesgericht in Washington eingereicht haben, in diese Zeit der Generalabrechnung mit den Bushs. Sie verlangen die Herausgabe eines Schädels und weiterer Knochen, die angeblich zu den sterblichen Überresten ihres Vorfahren gehören.

Nur mit den Beweisen wird es schwierig. Durch Zeugenaussagen belegt ist dieses: Der Studentenbund „Skull and Bones“ (Schädel und Knochen) an der Yale-Universität bewahrt im Clubhaus in New Haven einen Totenschädel und mehrere Knochen auf und benutzt sie zu Geheimritualen. Mitglieder nennen die Gebeine „Geronimo“ und ihr Clubhaus „The Tomb“ (Das Grab). In seinem Film „W.“ über den jüngeren Präsidenten Bush hat Oliver Stone diese Erzählungen farbig inszeniert.

Der Legende nach haben Prescott S. Bush, der Vater des 41. Präsidenten George H. W. Bush und Großvater des 43. Präsidenten George W. Bush, sowie zwei Kommilitonen diese Knochen 1918 aus einem Grab auf dem Friedhof des Militärstützpunkts Fort Sill in Oklahoma entwendet und nach Yale gebracht. Vor einigen Jahren wurde auch der Brief eines „Skull and Bones“-Mitglieds von 1918 gefunden, der diese Erzählung bestätigt. Prescott S. Bush und seine zwei Mittäter sollen demnach auch Pferdezaumzeug aus dem Grab mitgenommen haben.

Geronimo, der von 1829 bis 1909 lebte, war einer der letzten großen Widerstandskämpfer gegen die weiße Besiedlung des damals noch wilden Westens. Rund 30 Jahre kämpfte der Apache auf dem Gebiet der heutigen Staaten New Mexico, Arizona, Oklahoma und Texas gegen die Armeen Mexikos und der USA, die Anspruch auf die Gegend erhoben. 1886 wurde er im Grenzgebiet von Arizona und New Mexiko gefangen genommen und nach Fort Sill gebracht, wo er 1909 an einer Lungenentzündung starb.

Geronimos Nachfahren wollen alle seine sterblichen Überreste, wo auch immer sie sich heute befinden, sammeln und im Quellgebiet des Gila Rivers in New Mexico neu bestatten. Dort wurde Geronimo geboren und wollte der Überlieferung nach begraben werden. „Ich bin im Herzen überzeugt, dass sein Geist nie freigelassen wurde“, sagte sein Urenkel Harlyn Geronimo, 61, dieser Tage im National Press Club in Washington.

Doch wo sind Geronimos Gebeine? Es gibt keinen Beleg, dass Geronimos Grab in Fort Sill 1918 ausgeraubt wurde. Wenig später wurde es einzementiert und mit einer Steinpyramide geschmückt.

Die Klage, die jetzt eingereicht wurde, ist nicht das erste Kapitel im Streit zwischen Geronimos Erben und den Bushs, und wohl auch nicht das letzte. 1988, berichtet der frühere USA-Korrespondent des Tagesspiegels, Robert von Rimscha, in seinem Buch „Die Bushs“, brachte Jonathan Bush, ein Bruder des damaligen Vizepräsidenten George H. W. Bush, zu einem Treffen mit Apachen einen Schädel mit, der angeblich im Clubhaus als „Geronimo“ galt. Offenbar hatte er die Größe eines Kinderkopfes, die Apachen lehnten die Übergabe ab.

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