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Do you speak touriste? Diese Frage sollen sich nach dem Wunsch der Pariser Handwerkskammer Geschäftsleute stellen - wie an diesem Souvenirstand in der französischen Hauptstadt.

© AFP

Charmeoffensive für Touristen: Paris will freundlicher werden

Wer als Tourist in Paris nicht des Französischen mächtig ist, stößt häufig auf eine Mauer des Schweigens. Das soll sich nun ändern.

Für Besucher aus dem Ausland ist es eine häufige Erfahrung. Wer in Paris versucht, mit Englisch oder sonst einer Fremdsprache durchzukommen, macht an Zeitungskiosken, in Geschäften oder Restaurants häufig eine ernüchternde Erfahrung. Statt einer hilfsbereiten Antwort ernten Touristen nicht selten ein knappes „Quoi?“ („Was?“). Auch mit Taxifahrern lässt sich oft nur auf Französisch reden – sonst geht gar nichts. Allerdings gehen den Geschäftsleuten im Großraum Paris, der Jahr für Jahr rund 30 Millionen Touristen anzieht, durch die Fremdsprachen-Unlust der Hauptstadtbewohner auch einige Einkünfte durch die Lappen. Das soll sich nun durch die Kampagne „Do you speak touriste“ des Fremdenverkehrsamts der Region Paris und der dortigen Industrie- und Handelskammer ändern.

Das Ziel der Kampagne besteht nach den Worten von Jean-Pierre Blat darin, das Image der gelegentlich als ruppig geltenden Hauptstadt aufzupolieren. Es gehe darum, sich besser auf die Wünsche der ausländischen Kundschaft einzustellen, sagte der Chef des Fremdenverkehrsamtes bei der Vorstellung eines Leitfadens für Pariser Geschäftsleute.

Seit dieser Woche werden im Zuge der Kampagne in Paris Broschüren verteilt, in denen Händler und Restaurantpersonal über das englische, deutsche, chinesische oder japanische Basis-Vokabular zur Begrüßung und zum Abschied aufgeklärt werden. Auch die kulturellen Eigenheiten der Besucher aus dem Ausland werden den Geschäftstreibenden nähergebracht. Auf der Internetseite der Industrie- und Handelskammer der Region Paris lässt sich unter anderem nachlesen, was deutsche Urlauber von Paris erwarten: Den Touristen, die auf der anderen Seite des Rheins zu Hause sind, wird ein „Bedürfnis nach Beständigkeit“ attestiert. Sie betrachteten Paris als „romantisches Ziel“ und bevorzugten vor allem die gastronomischen Angebote der Hauptstadt. Weiter heißt es über die Deutschen, dass bei ihnen In-Viertel und spätabendliche Entdeckungstouren hoch im Kurs stünden. Im Schnitt bleiben Besucher aus dem Nachbarland 3,8 Nächte in Paris und geben dort pro Tag und Person 131 Euro aus. Unklar ist, inwieweit die Mitarbeiter im Tourismusbereich künftig den sicher gut gemeinten Hinweis befolgen, dass die Begrüßung mit dem Händedruck unter Deutschen als Ausdruck der Höflichkeit gilt.

Sorgen bereitet der Tourismusbranche neben den fehlenden Fremdsprachenkenntnissen auch das immer aggressivere Auftreten von Taschendieben. Im April traten Mitarbeiter des Louvre in einen einen eintägigen Streik, weil sie dem Treiben der Taschendiebe nicht mehr tatenlos zusehen wollten. Häufig sind die Diebe noch im Kindesalter – unter 18Jährige haben im Louvre freien Eintritt – und kehren nach wenigen Tagen an den Tatort zurück, auch wenn die Polizei eingeschritten ist.

Damit ein Besuch in der „Stadt der Liebe und des Lichts“ ohne unangenehme Überraschungen bleibt, veröffentlichte die Pariser Polizeipräfektur zu Beginn der Woche einen Touristenführer in sechs Sprachen. Darin werden einfache Grundregeln aufgelistet – Handtaschen nicht auf dem Boden abstellen, Portemonnaie im Café nicht auf dem Tisch liegenlassen. Über das Rotlichtviertel Pigalle heißt es in dem Touristen-Ratgeber, dort solle man besser Cabarets meiden, deren Personal auf dem Trottoir auf Kundenfang geht. Nichtsahnende Touristen würden sich im Inneren solcher Etablissements „in einer unerwünschten weiblichen Begleitung wiederfinden“, lautet die Warnung in der Broschüre.

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