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Panorama: Chile: Anklage gegen Paul Schäfer

Der frühere Chef der berüchtigten "Colonia Dignidad"-Siedlung ist in Chile unter Anklage gestellt worden. Nach jahrelanger Flucht war Schäfer vergangene Woche bei Buenos Aires aufgespürt und nach Chile abgeschoben worden.

Santiago de Chile (18.03.2005, 13:04 Uhr) - Die Anklage erfolgte wegen der Entführung eines Gegners der Pinochet-Diktatur. Das Mitglied der linken Bewegung MIR, Alvaro Vallejos, war 1974 nach dem Putsch von Augusto Pinochet zuletzt in der Siedlung gesehen worden. Schäfer hat Medienberichten zufolge die Vorwürfe im Verhör durch den Untersuchungsrichter Joaquín Billard bestritten.

Ein ehemaliges Mitglied von Pinochets Geheimpolizei Dina hatte zu Protokoll gegeben, er habe Vallejos damals Schäfer direkt übergeben. Der chilenische Arzt Luis Peebles berichtete zudem, er selbst und andere Opfer seien 1975 in der «Colonia Dignidad» mit Elektroschocks gequält und in Kisten gepfercht worden. Zudem seien sie mit kaltem Wasser übergossen worden und hätten tagelang nichts zu essen bekommen.

Als Verteidigerin wurde dem Deutschen die Rechtsanwältin María Eugenia Correa beigeordnet. Die Justiz wirft Schäfer weitere Fälle von Beteiligung an den Verbrechen der Militärdiktatur (1973-1990) sowie sexuellen Missbrauch von Minderjährigen vor.

Nach jahrelanger Flucht war Schäfer am Donnerstag vergangener Woche bei der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires aufgespürt und am Sonntag nach Chile abgeschoben worden. Schäfer hatte die sektenartige Gemeinschaft mit etwa 300 Mitgliedern aus Deutschland 1961 gegründet.

Eine medizinische und psychiatrische Untersuchung des 83-Jährigen hatte Medienberichten zufolge ergeben, dass Schäfer verhandlungsfähig ist. Wegen mangelnden Appetits wird er in der Untersuchungshaft künstlich ernährt. Ihm wurde ein intravenöser Zugang geleg, über den ihm Vitamine, Fette und Kohlenhydrate zugeführt werden. (tso)

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