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Chile: Rettung der Bergleute steht bevor

Schon bald sollen die ersten chilenischen Kumpel wieder an der Oberfläche sein. Ihre Freiheit naht – aber die Eingeschlossenen haben schon Stillschweigen über einige Dinge vereinbart. Manches soll im Dunkeln bleiben.

Die 33 Bergarbeiter sangen zum 200. Jahrestag des chilenischen Unabhängigkeitstags fröhlich die chilenische Nationalhymne, sie jubelten der chilenischen Fußballmannschaft beim Länderspiel gegen die Ukraine zu, sie schickten ihren Angehörigen beruhigende Botschaften. Alle Bilder von den 33 eingeschlossenen Bergleuten tief unten in der Mine San José zeigen starke und mutige Männer, in Chile sind sie Helden.

Im Lager „Esperanza“ geht jedoch gerade das Gerücht um, diese Aufnahmen könnten nicht die ganze Wahrheit zeigen. Der Angehörige eines Bergmanns hat der Nachrichtenagentur Reuters am Wochenende gesagt, die Männer hätten einen Schweigepakt abgeschlossen, von manchen Dingen, die in den Wochen in der Mine passiert seien, solle die Öffentlichkeit nichts erfahren. Damit sich auch jeder daran hält, wollten sie den Pakt vor einem Notar unterzeichnen. Es heißt, ein paar Bergleute hätten ihren Familien bereits aufgetragen, die Ausweise für den Notartermin herauszusuchen.

Die Rettung der 33 Bergleute steht unmittelbar bevor. Filmproduzenten wie der chilenische Regisseur Rodrigo Ortúzar wollen die Geschichte der 33 verfilmen, alle Journalisten hoffen auf spannende Geschichten von den Eingeschlossenen. Spekulationen darüber, was die Kumpel wohl verbergen wollen, ließen deshalb auch nicht auf sich warten. Die spanische Tageszeitung „El País“ berichtete am Sonntag, im August habe eine Rebellion unter Tage stattgefunden. Fünf Bergarbeiter hätten die Autorität von Schichtleiter Luis Urzúa nicht anerkannt und sich vom Rest isoliert. Sie wollten nicht auf die Rettung von oben warten, sondern selbst einen Schacht graben.

In „El País“ heißt es, der Chefpsychologe Alberto Iturra habe in der ersten Zeit sehr darum gekämpft, die Autorität von Urzúa zu stützen. Das hätten auch die Experten der Nasa geraten, die das chilenische Rettungsteam am Anfang beraten haben. „El País“ beruft sich in dem Artikel auf eine Aussage von Alberto Iturra. Und auf die Tatsache, dass im ersten Video von den 33 Bergleuten mindestens fünf Männer fehlten.

Die Familie von Luis Urzúa ist die einzige, die überhaupt nicht mit der Presse spricht. Die Ehefrau erklärte einmal, nur ihr Ehemann werde etwas über die Situation unter Tage sagen. Andere Familien verlangen hingegen Geld für persönliche Geschichten. Mit den Erzählungen über die Zeit im Verlies wird sich in jedem Fall viel Geld machen lassen.

Sollte es tatsächlich Dinge geben, die die Bergleute verschweigen wollen, wäre deshalb eine notarielle Vereinbarung notwendig, die alle Beteiligten bindet. Auch wenn es bei den Dingen, die die Männer verbergen wollen, nur darum geht, dass sie neben Helden auch ganz normale Menschen sind – mit ganz normalen Bedürfnissen. Da muss die Welt nicht alles wissen, was da unten vor sich gegangen ist.

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