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China: Festnahmen im Milchpulverskandal

Der Michpulverskandal in China weitet sich aus. Mehr als 6000 Kinder sind inzwischen erkrankt, die Chefin einer Herstellerfirma wurde festgenommen. Indes wurde bekannt, dass zwei Firmen das Milchpulver auch ins Ausland exportierten.

Der Skandal um verseuchtes Milchpulver in China nimmt immer größere Ausmaße an: Inzwischen sind nach offiziellen Angaben vom Mittwoch mehr als 6000 Kinder erkrankt, mindestens drei Babys starben durch die vergiftete Milch. Die Chemikalie Melamin wurde mittlerweile in Produkten von 22 Herstellerfirmen nachgewiesen, darunter die zwei größten Molkereibetriebe des Landes. Zwei der Firmen exportierten nach Regierungsangaben auch Produkte ins Ausland. Nun sollen sämtliche Molkereibetriebe in China überprüft werden. Dabei soll nicht nur Milchpulver auf Melamin getestet werden, sondern alle Milchprodukte. Die Regierung räumte "Fehler" in der bisherigen Kontrolle der Milchindustrie ein.    Inzwischen seien mindestens 6244 Säuglinge und Kleinkinder durch verseuchte Milch erkrankt, sagte Gesundheitsminister Chen Zu am Mittwoch. Damit verfünffachte sich die Zahl der Krankheitsfälle binnen eines Tages. 1327 Kinder lägen noch im Krankenhaus, 158 Babys litten an akutem Nierenversagen.    Die Lebensmittelaufsicht kündigte eine umfassende Überprüfung aller chinesischen Milchproduzenten und sämtlicher Milchprodukte an. Bei der Überwachung der Milchindustrie seien "Fehler" gemacht worden, räumte die Regierung ein. Der Markt für Milchprodukte sei "chaotisch", hieß es laut einem Bericht des staatlichen Fernsehsenders CCTV bei einer Kabinettssitzung unter Leitung von Regierungschef Wen Jiabao. Die bisher "schwachen" Kontrollen müssten verbessert und ausgebaut werden.

In Hongkong rief eine Supermarktkette Joghurt-Eis zurück
  
Zwei der bislang betroffenen Herstellerfirmen exportierten nach Regierungsangaben auch ins Ausland. Ob auch verseuchte
Milchprodukte unter den Lieferungen nach Bangladesch, Burundi, Gabun, Birma und in den Jemen waren, müsse noch geklärt werden, erklärte die Lebensmittelaufsicht. Eine Hongkonger Supermarktkette hatte bereits am Dienstag in China hergestelltes Joghurt-Eis zurückgerufen, nachdem Spuren von Melamin darin gefunden worden.
  
Die Polizei nahm unterdessen nach Berichten der Staatsmedien die Chefin des Milchpulver-Produzenten Sanlu fest. In Shijiazhuang, wo die Firma ihren Sitz hat, wurde Berichten zufolge zudem der Bürgermeister entlassen. Die Firma hatte wochenlang wissentlich das
mit der Chemikalie Melamin verseuchte Milchpulver verkauft und sich erst am vergangenen Donnerstag nach Berichten über mehrere
erkrankte Babys zum Rückruf entschlossen.
 
Melamin wird eigentlich zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen verwendet. Bauern und Milchbetriebe fügen das Pulver jedoch auch Milch hinzu, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen. Die Chemikalie kann Nierensteine verursachen, die bei Babys normalerweise höchst selten vorkommen. In China sind Lebensmittelskandale keine Seltenheit. Immer wieder kommt es zu
Krankheits- und Todesfällen wegen mangelnder Produktsicherheit. (rik/AFP)

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