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Panorama: China setzt Sars-Reporter unter Druck

Auch die Führung des Landes wird von der Krise erschüttert

Während China neuerdings nach außen hin Offenheit, Einsicht und Entschlossenheit im Kampf gegen Sars demonstriert, werden den Journalisten, die über Sars berichten, gleichzeitig die Daumenschrauben angezogen. Zudem mehren sich Zeichen, dass es im Zuge der Sars-Krise zu einer Erschütterung in Chinas Führung kommt, bei der die alte Garde wieder zum Zuge kommen könnte.

Drei Berichterstatter sind allein in Peking verhaftet worden, weil sie, wie es heißt, ohne amtliche Erlaubnis im Internet über die Sars-Ausbreitung berichtet haben. In Chongqing traf es einen, dessen Identität nicht weiter bekannt gegeben worden ist. Aus Shanghai beklagen sich Meldungen zufolge sogar Journalisten amtlicher Zeitungen, dass sie bei ihren Recherchen in puncto Sars weiterhin nur sehr begrenzte „Freiheit“ genießen, etwa bei Anfragen, welche Stellen welche Sars-Fälle gemeldet haben. Gerade das Ignorieren, Vertuschen und die ungenügende Informationspolitik gelten als die Hauptursachen, warum Sars sich in diesem Maße ausbreiten konnte und deshalb möglicherweise nicht mehr einzudämmen ist.

Aus Angst Autobahn unterbrochen

Mittlerweile setzt Chinas Propagandamaschine ihrerseits verstärkt auf das Internet. Das Parteiorgan Renmin Ribao (Volkszeitung) bringt täglich mehrere so genannte Kommentare aus dem Volk, allesamt Kommentare zu Gunsten der amtlichen Politik, die angeblich von Internetsurfern freiwillig verbreitet werden. Zu unsinnigen Vorsichtsmaßnahmen greifen Regionalverwaltungen. Eine von ihnen in der Provinz Hebei hat eine Autobahn durch einen Graben unterbrechen lassen, um so das Überspringen des Virus auf ihr „Hoheitsgebiet“ zu verhindern. Jiang Zemin, der Ex-Staatspräsident und heute Präsident der mächtigen Militärkommission, soll angesichts der gespannten Lage wieder eine stärkere Rolle spielen. Das erste sichere Zeichen dafür ist: Seine in China viel verspottete Theorie, wonach die KP Chinas die progressive Kultur, die progressive Produktionskraft und die Kardinalinteressen der meisten Chinesen verkörpert, soll im Politbüro wieder etwas gelten. Auch die von Jiang kontrollierte Armee greift in das Geschehen ein. 1200 Ärzte und Krankenschwester der Armee seien zum Einsatz gegen Sars ausgerückt.

Shi Ming[Peking]

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