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Panorama: China um Ansehen des Landes besorgt - Schneller Prozess mit Todesstrafe angekündigt

Die chinesischen Behörden bemühen sich um eine möglichst rasche und unauffällige "Abwicklung" des Mordes an der deutschen Familie in Nanjing. Die Regionalzeitung "Jiangnan Shibao", die bereits am Montag ausführlich über den Fall berichtet hatte, wurde von den Provinzbehörden gerügt und darf ab Mittwoch für drei Tage nicht erscheinen.

Die chinesischen Behörden bemühen sich um eine möglichst rasche und unauffällige "Abwicklung" des Mordes an der deutschen Familie in Nanjing. Die Regionalzeitung "Jiangnan Shibao", die bereits am Montag ausführlich über den Fall berichtet hatte, wurde von den Provinzbehörden gerügt und darf ab Mittwoch für drei Tage nicht erscheinen.

Den mutmaßlichen Tätern droht die Todesstrafe. Wie Regierungsbeamte in der ostchinesischen Provinz Jiangsu am Dienstag mitteilten, sollen die vier Bauern, die auf der Flucht gestellt worden seien, "so schnell wie möglich vor Gericht gestellt und bestraft" werden. Den bisherigen Ermittlungen zufolge hätten drei der Männer die Familie erstochen, der Vierte hätte Wache gestanden. "Wahrscheinlich werden sie zum Tode verurteilt", sagte ein Sprecher der Provinz.

Die Polizei gab unterdessen weitere Details der Bluttat bekannt, bei der am Wochenende der 50-jährige DaimlerChrysler-Mitarbeiter Jürgen P., seine Frau Petra (39), und die beiden Kinder Thorsten (12) und Sandra (14) in ihrer Villa in Nanjing erstochen wurden. Jürgen P. hatte die Einbrecher offensichtlich im zweiten Stock des Hauses entdeckt, wo sie über eine Leiter eingestiegen waren. Die Täter hätten sofort auf ihn eingeprügelt und anschließend die Familie "brutal niedergestochen", sagte ein Polizeisprecher. Die Leichen hätten jeweils 30 Stiche aufgewiesen.

Die mutmaßlichen Täter im Alter zwischen 19 und 23 Jahren kommen den Polizeiangaben zufolge aus ärmlichen Verhältnissen. Sie stammen aus einem Nachbarkreis des Tatortes. Bereits früher seien sie durch Gewalttaten aufgefallen. Der Mord an der deutschen Familie sei jedoch keine gezielte Tat gewesen, sagte die Polizei. Die Männer hätten die Familie ausrauben wollen. Für den Überfall hätten sie sich große Melonenmesser gekauft und vor der Tat die Villenanlage am Xuanwu-See in Nanjing ausspioniert. Drei der Täter hätten ein Geständnis abgelegt, hieß es weiter.

Sicherheit für Ausländer wird überprüft

Obwohl die Behörden und ausländische Botschaftsvertreter weiter von einer Einzeltat ausgehen, wurde in der Provinz Jiangsu am Dienstag eine Überprüfung der Sicherheit von Wohnanlagen mit Ausländern angeordnet. "Die Regierung wird effektivere Maßnahmen zum Schutz der Leben von Ausländern und ihrem Eigentum einführen", sagte der Direktor des Amtes für Ausländerfragen in Jiangsu, Yang Buer, gegenüber Journalisten.

Die deutsche Botschaft und Vertreter des DaimlerChrysler-Konzerns lobten unterdessen die "gute und verständige Zusammenarbeit" mit den chinesischen Behörden.

Sobald die Leichen der deutschen Familie von den chinesischen Behörden freigegeben sind, würden sie nach Deutschland überführt werden, kündigte ein Botschaftssprecher an.

Chinas Regierung bemühte sich am Dienstag, Ausländer im Land so weit es ging, zu beruhigen. Um größeres Aufsehen zu vermeiden, wurde die Tat in den chinesischen Zeitungen nur mit einer knappen Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua bekannt gegeben. Gewaltverbrechen gegen Ausländer seien "äußerst selten", hieß es darin.

Harald Maas

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