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Schriftsteller Tom Clancy im Jahr 2003.

© dpa

„Command Authority“: Tom Clancy nahm in seinem letztem Buch die Krim-Krise vorweg

Kurz vor seinem Tod im vergangenen Oktober schrieb der amerikanische Bestseller-Autor Tom Clancy noch ein letztes Buch fertig. Das handelt von einem russischen Übergriff auf die Krim - und wirkt im Nachhinein erschreckend prophetisch.

Der US-Bestseller-Autor Tom Clancy hat in seinem letzten Buch „Command Authority“ die derzeitige Krim-Krise auf erschreckende Weise vorweggenommen. Das Buch erschien kurz nach seinem Tod im Dezember in den USA.

Tom Clancy war mit seinem Buch „Command Authority“ im Oktober fertig geworden

Die westliche Welt ist besorgt. „Russland greift aktiv in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein und die Drohung eines russischen Militäreinsatzes gegen das Land hängt wie eine dunkle Wolke über allen Köpfen“, beschreibt der CIA-Büroleiter in der Ukraine, Keith Bixby, die Situation. „Die Krim steht kurz davor zu explodieren.“ Was klingt wie eine ziemlich realistische Einschätzung der aktuellen Lage, ist in Wahrheit Fiktion. Bixby ist eine Figur im neuen Buch des US-amerikanischen Bestseller-Autors Tom Clancy, das er kurz vor seinem Tod im vergangenen Oktober fertigschrieb. Das in den USA im Dezember erschienene „Command Authority“ (etwa: Befehlsgewalt) handelt von einem russischen Übergriff auf die Krim - und wirkt im Nachhinein wie ein erschreckend prophetisches Vermächtnis des im Alter von 66 Jahren gestorbenen Meisters des Politthrillers. Im kommenden Winter soll das Buch nach Plänen des Heyne-Verlags auch auf Deutsch erscheinen.

Parallelen zwischen Putin und Clancys Figur Voldin

Hinter einem Cover mit einem orangefarbenen Panzer malt Clancy auf mehr als 700 Seiten ein düsteres Bild: Der russische Präsident Valeri Volodin, Herrscher über ein quasi diktatorisches und von Korruption geprägtes Regime, hat seine Arme unaufhaltsam nach der Krim ausgestreckt. „Er weiß, dass es schwierig wird für ihn, sobald die Ukraine in die Nato eintritt. So wie er es sieht, muss er schnell handeln“, lässt Clancy einen Experten sagen. Viele Kritiker warfen Clancy Zeit seines Lebens eine Verherrlichung von Waffen und Militär sowie eine Schwarz-Weiß-Sicht auf Gut und Böse vor.

Die Parallelen zwischen dem echten Kreml-Chef Wladimir Putin und Clancys Figur Volodin sind dabei unverkennbar. Volodin wird als „kleiner Mann, nur 1,72 Meter, aber fit und energetisch“ beschrieben, der sich selbst gerne als „Sex-Symbol“ sehe. Die westliche Welt, allen voran Clancys US-Präsident Jack Ryan, zeigt sich zutiefst besorgt, kann Volodin aber zunächst nichts entgegensetzen.

Clancy beweist prophetische Fähigkeiten

Clancy beschreibt die Konflikte zwischen den pro-russischen und pro-westlichen Bevölkerungsgruppen in der Ukraine, die Beweggründe Russlands und die Ohnmacht des Westens so genau, dass einem das Buch nicht selten wie eine Analyse der aktuellen Vorgänge und nicht wie ein mehrere Monate vor dem Ausbruch der Krise fertiggestelltes Buch vorkommt. Auch wenn sich der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland lange anbahnte und sicher für viele Experten auch in dem Ausmaß nicht überraschend kam, beeindrucken Clancys tiefgründige Einsichten trotzdem stark.

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass der Bestseller-Autor Insider-Wissen und prophetische Fähigkeiten beweist. „Wer zum Teufel hat diese Informationen freigegeben?“, soll der damalige US-Marineminister Clancy gefragt haben, nachdem der 1984 in „Jagd auf Roter Oktober“ glaubwürdig und detailliert über einen Sowjetkapitän geschrieben hatte, der mit seinem Atom-U-Boot zu den Amerikanern überläuft. Clancys Antwort: Das sei einfach harte Arbeit gewesen. „Die Informationen sind ja alle da, wenn man nach ihnen sucht. Und das geheime Zeug bekommt man ganz einfach, wenn man das nicht geheime nimmt und einfach die Punkte verbindet.“ In „Ehrenschuld“ - sieben Jahre vor dem 11. September 2001 erschienen - lässt ein - allerdings japanischer - Terrorist eine Boeing in das Capitol in Washington stürzen, Hunderte sterben.

Wenn Fiktion Realität wird

Nicht alles, was in „Command Authority“ steht, ist eingetroffen - zumindest bislang. So greift Clancys russischer Herrscher Volodin auch Estland an, wird aber von der Nato abgewehrt. Später kappt er alle Gasleitungen nach Westen und lässt eine ukrainische Politikerin - die nicht nur aufgrund ihres „traditionell im ukrainischen Stil geflochtenen Haares“ unverkennbare Parallelen zur früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko hat, allerdings pro-russisch ist - umbringen, um Unruhe in die Ukraine zu tragen. Auch ein Referendum auf der Krim gibt es nicht, sondern Russland marschiert erfolgreich mit Militär ein. Die Nato versucht daraufhin, mit gezielten Schlägen dagegen zu halten.

Eine wirkliche Lösung für den Konflikt hat auch Clancy nicht zu bieten. Allerdings findet sein US-Präsident Ryan - ohne das Ende des Politthrillers vorwegnehmen zu wollen - eine Möglichkeit, Volodin unter Druck zu setzen, die der echte US-Präsident Barack Obama so derzeit wohl nicht hat. Aber Clancy hat mit seinem letzten Buch „Command Authority“ kurz vor seinem Tod bereits genügend prophetische Kräfte bewiesen und wie er selbst einmal sagte: „Wenn mein Kram plötzlich Realität wird, ist das schon ein bisschen gruselig.“ (dpa)

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