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Computerspiele: Schöner siedeln

Mit "Anno 1701" geht die erfolgreichste deutsche Computerspielreihe in die dritte Runde. Schöner als seine Vorgänger ist der potenzielle Weihnachtshit - aber auch besser? Von Bertram Küster

Für deutsche Verhältnisse ist "Anno 1701" ein PC-Spiel der Superlative. Nach rund drei Jahren Entwicklungszeit mit Produktionskosten von mehr als zehn Millionen Euro startete die Fortsetzung der erfolgreichen Aufbau-Strategieserie Ende Oktober mit rekordverdächtigen 450.000 Exemplaren in den Handel. Von den Vorgängern wurden nach Angaben des Publishers Sunflowers mehr als 4, 4 Millionen Kopien abgesetzt. Beste Voraussetzungen also, um im Weihnachtsgeschäft ganz oben mitzumischen. Dabei zielen die Macher nicht nur auf die zahlreichen Fans, sondern haben auch ein Auge auf Gelegenheitsspieler geworfen. So wirbt in einem etwas missglückten TV-Spot Schauspieler Sky Du Mont für "Anno 1701". Botschaft: Wenn der das kann....

Tatsächlich wurde das Spielkonzept so elegant umgesetzt, dass auch Einsteiger sich sofort zurecht finden. Wie bereits in den ersten beiden "Anno"-Teilen besiedelt der Spieler Inseln und muss dabei gleichzeitig auf eine ausgeglichene Bilanz und die ständig steigenden Bedürfnisse der Siedler achten. Während die ersten Pioniere noch über etwas Nahrung, Stoffe und eine Dorfkirche hellauf begeistert sind, verlangt es Siedlern, Bürgern, Kaufleuten und Aristokraten nach mehr.

Zum Wohle des Volkes

Alkohol, Tabak, Schmuck und Pralinen, Schulen, Theater und vieles mehr stehen auf der Wunschliste des nimmersatten Volks. Herzstück des Spiels sind denn auch die vielfältigen Produktionsketten. Da werden Rinder und Bienen gezüchtet, Schafe geschoren und Wale gejagt. Da wird Erz, Lehm, Marmor und Gold abgebaut. Es wird gesät, geerntet, gebacken und gebraut. Alles für das Wohl der Bevölkerung. Denn erst, wenn die Bedürfnisse einer Zivilisationsstufe erfüllt sind und genug Baumaterial vorhanden ist, werden aus Siedlern Bürger oder aus Kaufleuten Aristokraten.

Kommt es zum Krieg, stehen Echtzeit-Schlachten zu See und an Land auf dem Plan - traditionell der Schwachpunkt der Serie. Neu sind dabei Spezial-Aktionen, mit denen man dem Gegner eins auswischen kann. Einmal erforscht, stehen dem Kriegsherr Optionen zur Verfügung wie der "Revoluzzer", der für Aufstände in der verfeindeten Bevölkerung sorgt. Der "Verräter" lässt Truppen überlaufen und der "Demagoge" stört die Warenproduktion des Gegners. In den Endlosspielen können friedliebende Spieler die Gegner aber auch so wählen, dass die Diplomatie stets zu ihrem Recht kommt.

Hochnäsiger Adel

Eine Kampagne hat "Anno 1701" nicht zu bieten, wohl aber einige Szenarien, die nette, kleine Geschichten erzählen. So ist es einmal die Aufgabe des Spielers, die Wünsche einer Delegation dekadenter Adliger zu erfüllen. Ein anderes Mal werden wir auf einer kleinen Insel von einem Affengott verflucht, woraufhin die Spielwelt von Stürmen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen gebeutelt wird. Verlangt werden in diesen Szenarien zwar meist Standard-Aufträge wie "Besorge 10 Tonnen Ware A und 5 Tonnen Ware B", Spaß macht das Ganze trotzdem. Wer von Computergegnern genug hat, darf sich über eine weitere Neuerung freuen: erstmals verfügt ein "Anno"-Spiel vom Start weg über einen Online-Modus, in dem man mit Freunden um die Wette siedeln kann.

Fazit: Kein anderes deutsches Spiel hat in Punkto Grafik, Technik und Handhabung je ein so hohes Niveau erreicht. Inhaltlich gewinnt "Anno 1701" zwar keinen Innovationspreis, es macht nur alles besser als die beiden Vorgänger. Und genau das dürfte es sein, was Fans der Serie erwarten. ()

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