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Das gefährliche Abpumpen des Treibstoffes hat begonnen. Bleibt zu hoffen, dass die Aktion nicht zur Gefahr für die Umwelt wird.

© REUTERS

"Costa Concordia": Vorbereitungen für Abpumpen des Schweröls beginnen

Die Katastrophe geht in die nächste Runde: Zehn Tage nach der Havarie vor der toskanischen Küste soll nun das Abpumpen von rund 2300 Tonnen Treibstoff aus der "Costa Concordia" vorbereitet werden.

Das Abpumpen der rund 2300 Tonnen Treibstoff aus dem havarierten Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ soll heute vorbereitet werden. Das teilte die niederländische Bergungsfirma Smit mit. In den Tanks des Schiffes befindet sich überwiegend Schweröl. Es muss erwärmt werden, bevor es abgepumpt werden kann. Es gilt als weitaus umweltschädlicher als Diesel. Zehn Tage nach der Havarie fanden Taucher zwei weitere Leichen in dem Wrack. Es handle sich bei den Toten um Frauen, teilten die Einsatzkräfte mit. Mit den beiden Leichen sind nunmehr 15 Opfer geborgen, acht wurden identifiziert.

Die Frauen seien auf Deck 4 des havarierten Schiffes gefunden worden, teilte Krisenstabsleiter Franco Gabrielli mit. Die Rettungstaucher werden sich bei der Suche weiter auf das Deck konzentrieren, wie die Feuerwehr mitteilte. Noch immer werden Menschen vermisst. Unter den bereits identifizierten Opfern sind nach den Angaben ein Deutscher, vier Franzosen - darunter ein Ehepaar - und je ein Mann aus Italien, Spanien und Ungarn.

Es wird vermutet, dass mehrere blinde Passagiere an Bord gewesen sein könnten. Zu viele Unbefugte habe es in der kritischen Zeit auf der Kommandobrücke gegeben, zitierten italienische Zeitungen am Montag aus den Verhörprotokollen der Offiziere. „Der Kapitän wurde von dem Gerede abgelenkt“, soll die Offizierin Silvia Coronika den Ermittlern gesagt haben. Die Personen seien mit dem Kapitän auf die Brücke gekommen und hätten dann beim Manövrieren „gestört“.

Feuerwehrhauptmann Ennio Aquilino sagte, die Bergungsarbeiten im Inneren des Schiffes würden immer beschwerlicher, die Zustände immer chaotischer. „Stellen Sie sich vor, Sie fahren in den Urlaub und im Kühlschrank fällt der Strom aus“, sagte Aquilino. Gabrielli erklärte, der vor knapp eineinhalb Wochen gekenterte Luxusliner sei stabil. „Die Gefahr besteht nicht mehr, dass er absinkt“, sagt er. Dies hätten umfangreiche Messungen in den vergangenen Tagen ergeben. Zuletzt hatten minimale Bewegungen der „Concordia“ die Suche nach Vermissten zeitweise unterbrochen und den Start der Öl-Bergungsarbeiten durch Smit verzögert. Das Schiff war in der Nacht zum Sonntag erneut etwas abgerutscht.

Gesucht werden solle solange, bis das Schiff voll inspiziert werden könne, erklärte Gabrielli. Denn Opfer, die möglicherweise zwischen Rumpf und Meeresboden eingeklemmt worden seien, könnten erst dann geborgen werden, wenn das 290 Meter lange Schiff wieder aufgerichtet worden sei. Die Reederei Costa Crociere sei aufgefordert, einen Bergungsplan für das Kreuzfahrtschiff vorzulegen, sagte er. Taucher sprengten sich am Montag auf dem Wrack der „Costa Concordia“ den Weg zu unzugänglichen Bereichen frei. Die Einsatzkräfte der italienischen Marine öffneten sich so zwischen dem vierten und fünften Deck einen leichteren Zugang zu den Restaurants, um dort nach Vermissten suchen zu können, teilte die Küstenwache mit. Um die Gefahren einer Ölpest vor der toskanischen Küste einzudämmen, ist das niederländische Spezialunternehmen Smit von den Behörden zu zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen aufgefordert worden, teilte Smit am Montag mit. So solle die bisher geplante schwimmende Barriere gegen auslaufendes Öl verdoppelt werden.

Der Kapitän Francesco Schettino steht weiter unter Hausarrest. Ihm werden mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen seines Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Der Kapitän hatte die Reederei Costa Crociere für sein riskantes und misslungenes Manöver verantwortlich gemacht. Sein Anwalt Bruno Leporatti sagte am Montag, die Ermittlungen seien noch im vollen Gange, sie könnten sich auch noch gegen andere richten. Die Staatsanwaltschaft hatte bisher betont, nur Schettino im Visier zu haben.

Die Vernehmungsprotokolle der Offiziere auf der Kommandobrücke zeigen Medienberichten zufolge, dass es für Schettino wie für die Reederei Costa Crociere häufiger Praxis gewesen sei, die „Verbeugung“ genannte Route dichter an der Insel Giglio vorbei zu wählen. (dpa)

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