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Hoch aufgerichtet präsentiert sich die Costa Concordia, während Strandbesucher den Tag genießen.

© REUTERS

Costa Concordia: Warum sich die Abfahrt nach Genua verzögert

Die Costa Concordia kommt nicht so einfach von der toskanischen Insel Giglio weg wie gedacht – aber am Mittwoch soll es so weit sein. Was die Abfahrt verzögert.

Sie fahren. Sie fahren nicht. Sie fahren ... Der Aufbruch der Costa Concordia von der Insel Giglio, der als ausgemachte Sache galt für diesen Dienstag Morgen, wurde am Montag unversehens wieder fraglich. Und die Journalisten aus aller Welt, die TV-teams vor allem, die schon seit neun Tagen auf der kleinen Insel ausharren, sie richteten sich auf eine weitere Nacht ein. Am Mittwoch soll es jetzt soweit sein.

Nicht dass den Bergungstrupps des italienisch-amerikanischen Konsortiums Titan-Micoperi irgendetwas schiefgegangen wäre. Im Gegenteil. Auch wenn sich die Arbeiten, ihrem Chef Nick Sloane zufolge, schwieriger gestaltet hatten als erwartet: Im Prinzip waren sie am Montag Mittag zum großen Teil abgeschlossen. Nur noch Deck 3 des einstigen Traumschiffs musste aus den Wellen auftauchen, es fehlten nur mehr drei jener zwölf Meter, um die das Wrack gehoben sollte.

Eine Sache von wenigen Stunden, sagten sie, zumal von den dreißig stählernen Riesen-Schwimmkörpern bis auf zwei alle auf die endgültige Position abgesenkt waren. Doch dann fuhr der Wind dazwischen. Schon in der Nacht hatten für die Jahreszeit ungewöhnlich starke Böen die Arbeiten verzögert, und obwohl die Wettervorhersagen so düster nicht klangen, schalteten die Bergungstrupps auf Vorsicht. Ihnen ging es darum, möglich präzise den gesamten Zeitraum zu überschauen, die die Costa Concordia für ihre letzte Reise braucht: Fünf Tage bis zum Verschrottungshafen in Genua, zweihundert Seemeilen etwa, bei einer Reisegeschwindigkeit von zwei Knoten, nicht einmal vier Kilometer pro Stunde.

Der große „Leichenzug“, wie Italiens Medien den Konvoi bereits nennen, stand derweil – oder schwankte – in der aufgewühlten See vor Giglio schon bereit. Vierzehn Schiffe sollen die Costa Concordia nach Genua begleiten. Die Hauptarbeit und das Kommando wird den beiden Schleppern aus der Nordsee zufallen, die – so der holländische Kapitän des „Blizzard“, Hans Bosch – schon mit schwereren Anhängseln und höheren Wellen auf der ganzen Welt unterwegs waren. Aber auch Bosch riet angesichts der aktuellen Winde im Tyrrhenischen Meer zu einer vorher eher nicht geplanten Routen-Variante: näher am italienischen Festland entlang als mitten durch die offene See.

Ein ganzer Konvoi fährt mit

Das dürfte auch den Franzosen besser gefallen. Deren Umweltministerin, Ségolène Royal, hatte in den vergangenen Tagen lautstark „Sicherheitsgarantien” gefordert: Sie fürchtete, auslaufendes Öl oder ein anderes Missgeschick beim Transport könnte die Küsten von Korsika in Mitleidenschaft ziehen. Ob das Umweltministerium in Rom die verlangte „umfassende Dokumentation“ nach Paris geschickt hat, ist nicht bekannt; Minister Gian Luca Galletti reagierte eher politisch gereizt: Die Kollegin in Paris, sagte er, möge sich beruhigen: „Wir haben das Verfahren streng geregelt, wir kontrollieren konstant und genau; das Tyrrhenische Meer liegt auch uns Italienern am Herzen.“

Wie eine Flunder. Das Wrack der Costa Concordia vor einer Woche.
Wie eine Flunder. Das Wrack der Costa Concordia vor einer Woche.

© dpa

Zu den Schiffen im Konvoi der Costa Concordia gehören solche, die unterwegs Wasserproben nehmen, und solche, die alles aufsammeln, was das immer noch voll eingerichtete Kreuzfahrtschiff unterwegs verlieren könnte. Für allfällige mittelgroße Reparaturen sind ein Kranschiff und eine Einsatztruppe von Tauchern dabei. Und dann gibt es noch die „Commandant Fourcault“, auf welcher die in Zwölf-Stunden-Schichten arbeitenden Techniker auch mal schlafen können. Das militärisch graue „Abenteuer- und Expeditionsschiff“ bezeichnet sich im Internet als “ideale Ausgangsbasis für die Suche nach versunkenen Schiffswracks“. Keiner wünscht sich, dass sie in den kommenden Tagen genau dafür gebraucht wird.

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