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Panorama: Da ist Musik drin

Jessica Schwarz gilt als Jungtalent des deutschen Films – jetzt kommt „Verschwende deine Jugend“ ins Kino

Aufgeweckt, eigensinnig, direkt – wer Jessica Schwarz sieht, dem fällt es schwer, ihrem Charme und ihrer umwerfenden Art nicht zu erliegen. Sie steht derzeit – zusammen mit ihrem Freund Daniel Brühl – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wenn es um den deutschen Film geht, und es wird an ihr liegen, wenn der neue Film „Verschwende deine Jugend“ ein Erfolg wird. Am Donnerstag kommt er in die Kinos.

Das Timing ist perfekt. Die 80er sind wieder da und der Film zur Zeit fällt auf einen Boden, den RTL mit seiner 80er-Jahre-Show gut beackert hat. „Verschwende deine Jugend" lautet der Titel des neuen Films von Benjamin Quabeck („Nichts bereuen") und er steht für die Aufbruchstimmung der 80er. Die neue deutsche Welle setzte mutige neue Impulse und öffnete Musikhörerschichten, die es sonst als Ehrabschneidung betrachtet hätten, auch nur in den Verdacht zu kommen, etwas mit deutscher Musik zu tun gehabt haben zu können. Zur neuen deutschen Welle konnte man so wild tanzen wie zu den Dead Kennedys oder auch mal träumen, ohne gleich ein Weichei zu sein.

Neue deutsche Welle

Neue Träume wurden geträumt und „Verschwende deine Jugend" setzt hier an. Der Sparkassen-Azubi Harry (Tom Schilling) ist ein Träumer – ein realistischer. Wenn er schon diese aufregende neue Musik nicht selber machen kann, dann muss er eben dafür sorgen, dass sie wächst und gedeiht. Er will die NdW-Gruppe DAF (deutsch-amerikanische Freundschaft) nach München bringen und in ihr Vorprogramm die von ihm gemanagte Nachwuchsband Apollo Schwabing. Der Einsatz und die Energie, mit der er sich in dieses Unterfangen stürzt, ist absolut bewunderns- und sehenswert. Er setzt alles daran, seinen Traum umzusetzen, ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen.

Die Zielstrebigkeit, die Wieselhaftigkeit, mit der Harry seinen Weg geht, scheint Tom Schilling auf den Leib geschrieben. Sein junges Gesicht, seine schmächtige Statur im schwarzen Anzug mit DAF-Anstecker und schmaler Krawatte machen ihn ganz zu einem Getriebenen in eigener Sache.

Doch der wahre Star ist Jessica Schwarz, die die Apollo-Schwabing-Sängerin Melitta spielt. Sie ist einfach da – präsent eben. Sie muss nicht rumwuseln, überaktiv sein und sie sorgt dafür, dass Harry eine wichtige Lektion lernt: Die Liebe kommt nicht zwischendurch mal zu dir, du musst dir die Zeit nehmen, sie zu erkennen und zu pflegen. Jessica Schwarz zeigt in „Verschwende deine Jugend", dass sie das Zeug hat, tragende Rollen zu spielen. Sie ist zwar die weibliche Hauptrolle, doch die Hauptrolle hat Tom Schilling. Die 26jährige Schauspielerin ist ein Naturtalent, eine Frau, die schon früh das Posen gelernt hat und weiß, wie wichtig Selbstdarstellung ist. Als Kind hat sie alles an Mädchenzeitschriften gelesen, was es gab, dazu die englischsprachige Vogue. Ihre Eltern meldeten sie ohne ihr Wissen zur Wahl des Bravo-Girls an. All die Beispiele, all die aus der Lektüre gewonnene Theorie zahlte sich aus: Sie gewinnt den Wettbewerb. Sie ist 16 und eine vierjährige Modelkarriere schließt sich an. 2000 wird sie Viva-Moderatorin, dann ihr erster Film „Nichts bereuen" mit Daniel Brühl, Regie Benjamin Quabeck. Daniel und sie verlieben sich vor der Kamera. Wie ernst ihre Liebe ist, zeigen sie auf altmodische Art: Sie verloben sich. „Tempo ist wichtig. Ich bin ein Mensch, der unheimliche Geschwindigkeit an den Tag legen kann", wird Jessica Schwarz zitiert. Eine Geschwindigkeit, die vielleicht zu schnell ist für das deutsche Kino. Gute Stoffe wie „Verschwende deine Jugend" sind selten. Jessica Schwarz wird bestimmt öfter auf deutschen Leinwänden zu sehen sein. Aber dann hoffentlich in einer echten Hauptrolle.

Thomas Steiger

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