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© Disney/defd

Dagobert Duck: Der Profiteur der Finanzkrise

Er nahm gerne ein Bad in seinen Goldtalern, wog sein Gold nach, zählte Münzen. Er war immer in Angst, dass ihm ein Teil seines Vermögens abhanden kommen könnte, durch irgendwelche Schurken und Diebe. Warum der berühmte Geizhals Dagobert Duck nicht in den Abwärtsstrudel der Märkte geriet.

Von Andreas Oswald

Er nahm gerne ein Bad in seinen Goldtalern, wog sein Gold nach, zählte Münzen. Er war immer in Angst, dass ihm ein Teil seines Vermögens abhanden kommen könnte, durch irgendwelche Schurken und Diebe. Dagobert Duck, der berühmte Geizhals aus Entenhausen, wie hat er die Finanzkrise überstanden? Ist sein Besitz dahingeschmolzen, wie es viele Milliardäre erleben mussten? Verdient hätte er es ja, dieser raffgierige Geizkragen.

Das Leben ist ungerecht. Dagobert Duck hat nichts von seinem Vermögen verloren. Im Gegenteil. Er hat gewonnen. Er ist ganz eindeutig ein Profiteur der Finanzkrise. Der Grund: Dagobert hat sein Vermögen in Gold angelegt und dieses Gold hat er gebunkert.

Die Finanzkrise begann im Juni 2007, als an der Wall Street zwei Hedgefonds der Investmentbank Bear Sterns strauchelten. Sie hatten in großem Stil in immobilienbesicherte Papiere investiert, die bald nur noch als Giftpapiere bezeichnet werden sollten. Doch als in der Folgezeit die Alarmglocken immer schriller läuteten, setzte der Goldpreis zu einem sagenhaften Höhenflug an. Innerhalb eines halben Jahres erhöhte er seinen Wert um zwei Drittel (Grafik unten).

Für Dagobert Duck war es ein Fest. Zwar musste er in der Folgezeit sehr zittern, weil der Goldpreis zwischenzeitlich einbrach, aber bis heute hat er sich wieder deutlich erholt.

Diese Berechnung bestätigt auch der Entenhausen-Experte Martin Jurgeit. „Dagobert hat alles in seinem Goldspeicher gehortet“, sagt der Chefredakteur des Fachmagazins „Comixene“. Sein Verhalten sei vor dem Hintergrund der großen Depression zu sehen, jener Finanz- und Wirtschaftskrise, die 1929 ihren Anfang nahm und erst Ende der 40er Jahre überwunden werden konnte. Die Menschen hätten damals ihr Erspartes nicht mehr zur Bank bringen wollen, weil viele Banken pleitegegangen waren. „Dagobert passt gut in die heutige Zeit. Auch in Deutschland haben viele Menschen aus Angst vor weiteren Bankpleiten ihr Geld von der Bank abgehoben“, sagt Jurgeit. In Entenhausen herrschte eine heile Welt, „ohne Börse, ohne Aktien“.

Dagobert Duck selber konnte nicht für eine Stellungnahme zu seinem Vermögen erreicht werden. Weder Walt Disney noch der Egmont-Verlag in Kopenhagen, der die Rechte besitzt, wollten, dass Dagobert von einer Zeitung befragt wird. Die einzige enge Bezugsperson, die erreichbar war, ist Don Rosa, der langjährige Autor der Comicserie und berühmter Dagobert-Biograf. „Es gibt keine Möglichkeit, das genaue Vermögen von Dagobert Duck zu bestimmen“, sagte Don Rosa dem Tagesspiegel. Nur eines sei gewiss: „Dagobert ist die reichste Figur der Comicwelt.“ Don Rosa widerspricht damit der Behauptung den US-Wirtschftsmagazins „Forbes“, das Dagobert 2008 nur auf Platz zwei auf der Liste der 15 reichsten erfundenen Figuren gesetzt hatte. Michael Noer, der Redakteur bei „Forbes“, der diese Liste erstellt, äußerte Verständnis dafür, dass Dagobert-Fans sich nur schwer damit abfinden können, dass ihr Idol bei „Forbes“ nur auf Platz zwei ist. „Wir rechnen konservativer“, sagte Michael Noer dem Tagesspiegel. „Der Weihnachtsmann ist reicher als Dagobert.“ Aber wie reich ist denn Dagobert nun?

Die Sprecherin des Egmont-Verlages spricht von über fünf Fantastilliarden. Nach Tagesspiegel-Berechnungen kann das nicht sein. In „Onkel Dagobert lebe hoch“ hadert Dagobert in der Geschichte „Mit 80 Talern um die Welt“ damit, dass eine Fantastilliarde fast ein Tausendstel seines Vermögens sei. Demnach besitzt er mindestens 1000 Fantastilliarden. Bei den Goldpreissteigerungen seit Beginn der Finanzkrise müsste der Wert des Besitzes bei etwa 1300 Fantastilliarden liegen.

Da kann auch der Weihnachtsmann nicht mehr mithalten.

Anleger sollten sich hüten, Dagobert Duck als Vorbild zu nehmen. Zwar legt die nebenstehende Grafik nahe, dass es sinnvoll gewesen wäre, vor fünf Jahren Gold zu kaufen. Aber das weiß man immer erst hinterher. Viele Menschen haben erst Anfang 2008, als sich Finanzkrise und Goldpreis ihren Höhepunkten näherten, überlegt, Gold zu kaufen. Wer aber zum Höchstpreis gekauft hatte, musste anschließend starke Nerven haben. Von seinem Höhepunkt bei 1032 Dollar sank er innerhalb weniger Monate unter sehr großen Schwankungen auf 680 Dollar. Das ist ein Verlust von über 30 Prozent. Dass der Preis bis zuletzt wieder auf 953 Dollar stieg, mag manche trösten, aber es ist völlig ungewiss, wie sich der Preis in Zukunft entwickeln wird.

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